EUROPA UND ANDERE KULTUREN – VOM DIALOG ZUM TRIALOG

Liebe Anwesende!


Mit diesem Vortrag möchte ich uns die Gelegenheit geben, über ein Thema nachzudenken, das noch zu wenig im Bewußtsein unserer Gesellschaft ist. Dabei können natürlich nur einige Aspekte berührt werden, die mir als wichtig erscheinen.

Ich möchte als erstes stichwortartig auf die gegenwärtige Situation eingehen, d. h. auf einige Aspekte der gegenwärtigen Sinnkrise in Europa.

Dann möchte ich mögliche Probleme der Auseinandersetzung zwischen den Kulturen antippen und erörtern, was für ein Geist hinter dem Teufelskreis des Kulturkampfes steht. Des weiteren spreche ich über die Neuentdeckung des Mythos als Verstehenshorizont und über Wege zur Gemeinsamkeit der Kulturen.


Zur gegenwärtigen Situation

Ist die europäische Zivilisation gefährdet oder stellt sie eine Bedrohung für andere Zivilisationen dar? Im sogenannten Westen neigt man dazu, unsere Gesellschaftsordnung als etwas Endgültiges, als das gelobte Land zu sehen. Historiker sagen, dass die westliche Kultur zu einer Sicherheitszone geworden ist und das “goldene Zeitalter” lebt. Wie damals die Pax Romana so erscheint heute die Pax europeia. Ist andererseits heute das Wiedererstarken des Islam, der ein Fünftel der Menschheit umfaßt und sein Kampf gegen die Moderne sowie die Dynamik Asiens eine Gefahr für Europa wie damals die Barbaren für Rom? Oswald Spengler beschreibt in “Der Untergang des Abendlandes” Geschichte als “die Geschichte der großen Kulturen” und entwirft keine rosigen Szenarien, so wie noch aktualisierter Samuel P. Huntington im Buch “Kampf der Kulturen – Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert”. Er geht weiter und behauptet: “Die gefährlichen Konflikte der Zukunft ergeben sich wahrscheinlich aus dem Zusammenwirken von westlicher Arroganz, islamischer Unduldsamkeit und sinischem (d. h. chinesischem) Auftrumpfen.”


Anzeichen von Schwäche:

Bis jetzt haben sich aufgehende Kulturen hervorgetan durch Überschuß, der sich in Stärke auf den Gebieten des Militär, der Religion, Politik und Wirtschaft ausgedrückt hat. Heute fließt der Überschuß mehr in den Konsum. Die Menschen zehren von Kapital und verzehren Kultur. Alles dient dem leiblichen oder momentanen Wohl, das sehr kurzlebig ist. Auch Kultur wird zum Konsumgut. Sie sorgt sich nicht um die Zukunft. Individueller und kollektiver Konsum geht sogar auf Kosten zukünftiger Generationen. Demnach befinden wir uns in einer Phase der Dekadenz. Diese Dekadenzerscheinungen sind denen anderer untergegangener Kulturen ähnlich. Müssen wir uns von daher sorgen, daß die Dekadenzerscheinungen Europas ebenfalls unsere Zivilisation zugrunde richten werden? Oder ist eine universale Kultur im Entstehen?


Die Dekadenz wird besonders in folgenden Erscheinungen ersichtlich:

Religiöse, geistige, soziale und politische Institutionen üben keine Anziehungskraft mehr auf die Massen des Volkes aus. Das Volk findet in ihnen keine Orientierungen mehr. Die Politik vermittelt manchmal den Eindruck, zum Handwerk der Entmachtung der Massen zu verkommen.


– Die Werte der Zivilisation greifen und begeistern nicht mehr. Die Individualisierung und Pluralisierung von Moral schreitet weiter fort. Man sagt: “Andere Völker andere Sitten”. Man abstrahiert, um nicht konkret handeln zu müssen. Pluralisierung relativiert “Gut” und “Böse”. Man schaut auf  das Ergebnis, nicht auf das Verhalten. In vorindustriellen Kulturen gab es noch das “Heilige” in der Religion, das “Wahre” in der Metaphysik und das “Gute” in der Ethik. Im Industriezeitalter hängen diese Werte als austauschbar gemäß dem Gesetz von Angebot und Nachfrage ab. Die Werte unterliegen den Handelsgesetzen. Anstelle von absoluten Werte treten die Grenzwerte auf. Die Konkurrenz der Werte führt zur Anarchie, wo die Lautstärke sich durchsetzt und nicht das Gute. Die Industrialisierung und die Weltkriege haben die gewachsenen Lebensverhältnisse und damit das System der gesellschaftlichen Anpassungsmechanismen zerstört. Moralischer Verfall breitet sich aus: Kriminalität (asoziales Verhalten), Drogen, Gewalt, Krankheit, Verfall der Familie, Schwinden zwischenmenschlichen Vertrauens, Nachlassen der Arbeitsmoral (Arbeit dient der Erfüllung persönlicher Wünsche), Desinteresse an geistiger Betätigung.


– Das natürliche Bevölkerungswachstum ist rückläufig. Es wird ausgeglichen durch eine spontane Einwanderung (Armutseinwanderung neigt oft zur  Ghettobildung). Der soziale Zusammenhalt wurde untergraben durch die Kombination von Einwanderung wegen Arbeitskräftemangel auf der einen Seite, Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite, zudem wurde der Zusammenhalt destabilisiert durch Drogen und Kriminalität.


– Indem das Christentum sich nicht als Selbstzweck sah und sich einer Weltpolitik gestellt hat, hat es scheinbar an Selbstbehauptung eingebüßt, verglichen mit anderen Religionen. Durch die Moderne und den “Tod Gottes” kam zu einer Desorientierung im Christentum. Diese Desorientierung wurde von einer Schwächung, Gleichgültigkeit und Verteufelung begleitet. Gegenüber einer Starrheit und Geschlossenheit der Institution Kirche profilieren sich gegnerische Gruppen und politische Konkurrenten. Intelektuelle, Politiker, Journalisten, Moralisten machen alles, um ein geistiges “Niemandsland” zu schaffen im Namen des Internationalismus. Damit schaffen sie eine verbrannte Erde, wo Religion und Kultur nur noch Folklore sind. Politiker und die Macher der Massenmedien bauen sich oft durch Kulturzerstörung auf, ohne einen Bezug zur tiefgreifenden philosophischen und theologischen Wandlung der Kulturinhalte zu haben.


– Seit den Siebziger Jahren, als das ökonomische Wachstum ihre Grenzen erreichte, entwickelte sich ein ideologischer und existentieller Pessimismus. Man schwamm im Überfluß und ertappte sich dabei als der Ausnutzer anderer Völker. Ein zur Mode werdender Internationalismus definierte sich hauptsächlich über Negativpunkte der eigenen Kultur. Dies scheint mehr eine Neigung zur Selbstzerstörung zu sein als die Erkennung der eigenen Schuld an der heutigen Weltmisere. Man übergeht das Schuldgefühl gegenüber anderen Völkern nach dem Motto: der gestrigen Schuld der anderen ist einfacher zu begegnen, sie ist einfacher zu bewältigen als die eigene existenzielle und soziale heutige Schuld wahrzunehmen. Dann spricht man pauschalierend leicht über Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Kolonisierung ohne Bezugspunkt als Entschuldigung der eigene Schuld und als Verständnis für die eigenen Barbareien und der Barbarei anderen Kulturen der heutigen Welt. Die Verpflichtung zum Internationalismus kommt nicht aus einer Überzeugung. Sie wird zum Zwang zur Toleranz, zum oberflächlichen Dialog, der Probleme und Grenzen des Dialogs unterschlägt. Z. B. wenn man Unterdrückung in anderen Kulturen als kulturelles Phänomen akzeptiert und damit fördert.


– Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben sich die Nationen an die zwei großen Ideologien orientiert, die auch als Schutz dienten. Diese Situation hatte eine bestimmte Form von Identität geprägt, die an zwei Gefälle gebunden war. Man definierte sich als Block. Nach dem kalten Krieg wird Identität durch Kultur bzw. Religion definiert. Der Kampf wurde verlagert.

Das Scheitern des Marxismus bringt den Zusammenbruch der Moderne; und auch der westliche Liberalismus wird mit seiner turbo-kapitalistischen Praxis immer fragwürdiger. Mit dem scheinbaren Verfall des Kommunismus befindet sich Europa in der Krise der Reflexion und damit in einer Krisis der Identität. Es mangelt an einer offenen Identität, die einer reflexiven Wahrnehmung des Eigenen und des Anderen Rechnung trägt. Europa findet nicht zu sich selbst, und dadurch kann es auch zu den anderen nicht hinfinden.

Es gibt zu viel Ideologie im Vakuum der Überzeugungen. Der Westen neigt immer mehr dazu, sich durch ein politisches Credo zu definieren und diese Ideologie wird am Wohlstand gemessen. Der europäische Geist, würde Kant sagen, muß sich an die praktische Vernunft und dem ethischen Imperativ orientieren. Die Überbewertung der Logik führt zur gewaltsamen Form der Durchsetzung.

Einerseits wird westliche Identität definiert durch das Credo von Freiheit, Demokratie, Individualismus, Gleichheit vor dem Gesetz, Achtung vor Verfassung, Privateigentum und Menschenrechten. Aber diese Glaubenssätze haben keinen tieferen Grund, werden nicht gelebt und laufen Gefahr, nur Ideologie zu werden. Während für die Internationalisten diese europäischen kulturellen Werte als einzigartig in der Welt angesehen werden, sehen Multikulturalisten Identität als Schimpfwort: sie sehen Gesellschaft als Ansammlung von Mikrowelten rassischer und ethnischer Art. Multikulturalisten sind oft ethnozentrische Individualisten, die mit ihrer Forderung gegen Integration zurück zum Mythos des unschuldigen Primitiven neigen. Die Multikulturalisten ersetzen die Rechte von Individuen durch Rechte von Gruppen, so dass die Individuen sich definieren über Rasse, Ethnizität, geschlechtlicher Zugehörigkeit, sexuelle Präferenz etc. Andererseits die Einheit von multikulturellen Staaten (Russland, Jugoslawien…) wird aufgegeben.


Die Lösung unserer Problematik geschieht durch eine reflektierte, offene Identität, die offen ist. Für Kant ist Identität ein Begriff der Reflexion, da Identität entweder reflektierte oder keine ist. Zur Identität gehören zwei Aspekte: Was wir selbst sind und was uns von anderen unterscheidet (Dialektik). Identität geschieht in der Komplementarität verschiedener Wirklichkeiten. Karl Jaspers definiert Europa als Freiheit. Für den europäischen Rat sie ist Freiheit, Geschichte und Wissenschaft, sie ist der Ort der Menschenrechte. Wesentliche Merkmale sind Pluralismus, Unterschiedlichkeit, Respekt und Toleranz. Identität haben bedeutet, ein Zuhause haben können, nicht mehr allein im Ich gefangen zu sein und nicht nur aus dem Ich die Kraft schöpfen.


– Europa fehlt heute ein Bewußtsein von Richtung und Sinn. Es wurde zu sehr eine Wirtschafts- und Währungsunion und wird von den einzelnen Nationen als Werkzeug zur Erlangung von Einfluß und Sicherung günstiger Bedingungen nationaler Art benutzt auf Kosten jeglicher kultureller Eigenheit. Ein Beispiel: eine Delegation der iranischen Regierung hat bei einem Staatsbesuch in Deutschland verlangt, daß auf dem Tisch keine alkoholischen Getränke stehen dürften, sonst würde sie den Saal verlassen. Die deutschen Politiker mit Ausnahme eines einzigen deutschen Abgeordneten, der den Saal verließ, gingen auf diesen Wunsch ein. Zuvor waren die deutschen Politiker im Iran und hatten sich dort auch den dortigen Gepflogenheiten unterworfen.


– Der technologische Fortschritt bringt innerhalb und außerhalb Europas vielschichtige Schwierigkeiten. Andere Kulturen akzeptieren das Resultat der abendländischen Entwicklung (Technologie und Wissenschaft), werden dadurch stärker, stellen sich aber quer gegen den politischen Liberalismus.


Die Identitätserkrankung sowohl des Westens wie des einzelnen wird immer mehr thematisiert werden müssen. Wir haben die Grenzen der Individualität schon überschritten, indem wir uns nur noch auf das Ego beziehen.  Die Beantwortung dieser Frage des Untergangs unserer Kultur hängt davon ab, inwieweit wir uns von unserem selbst-betäubenden Ego-Trip distanzieren können.

Die Stärke des Westens ist der Stärkung des Subjekts zu verdanken. Der Untergang könnte aber auch durch die Fixierung an das Ego verursacht werden. Denn Voraussetzung für ein Ich ist das Wir. Das müssen wir wieder von anderen Kulturen lernen und dies aus der Mitte der eigenen Kultur heraus finden. Dieses Bedürfnis wird langsam angedeutet, jedoch seltsamerweise aus den Reihen des Militärs. Interessanterweise spricht man in letzter Zeit von der NATO als Wertegemeinschaft. Der britische Verteidigungsminister Malcolm sagt, daß die atlantische Gemeinschaft auf 4 Säulen ruhe: “Verteidigung und Sicherheit innerhalb der Struktur der NATO; gemeinsamer Glaube an Rechtsstaatlichkeit und parlamentarische Demokratie; liberaler Kapitalismus und freier Handel; das gemeinsame Kulturerbe Europas, ausgehend von Griechenland und Rom über die Renaissance bis zu den gemeinsamen Werten und Überzeugungen und der gemeinsamen Kultur unseres eigenen Jahrhundert.”

Es ist ein schlechtes Zeichen für unsere Gesellschaft, daß solche Äußerungen von einem Verteidigungsminister kommen und nicht aus der Kulturwelt oder von anderen politisch Verantwortlichen. Sind Militärs paradoxerweise eher in der Lage, Weltzusammenhänge zu erkennen?

Der Westen hat sich blenden lassen und sich extrem ausgelebt in der Naturwissenschaft und  Verselbständigung der Technik die mit sich Philosophie und Theologie bzw. Humanwissenschaften an sich gezogen und in ihre Funktion gestellt, so daß unsere materielle Dimension sich sehr verbessert hat und die moralisch-geistige und kulturelle Dimension darunter  krankt. Unsere Gesellschaft leidet am Totalitätsanspruch der Wirtschaft, die alle Lebenbereiche reguliert und reglementiert. Dadurch entstand eine Lücke, die die Sinnfrage ausklammert bzw. die ganze Lebensphilosophie und ihre Begründung an Nebenschauplätze verweist, als ob die Zauberwörter Demokratie und Freiheit der Schlüssel der grossen Fragen wäre. Das alles gefolgt von einer Politik, die die Befreiung des Menschen nur als politische Befreiung versteht. Sie reduziert den Aufbau des Glücks auf die ökonomische Unabhängigkeit und es wird dem Menschen der Vorteil angeboten, am demokratischen Prozeß Anteil zu nehmen. Der Mensch wird nicht als ganze Person, sondern in seiner Funktionalität angesehen. Die bindenden Traditionen werden ersetzt durch die Vorgaben, ein eigenes Leben zu organisieren. Der Preis für die Selbstbestimmung in der Moral wird von Sartre in der La Nausée erwähnt: “Dieser Typ hat keinen Wert für die Gesellschaft, er ist nichts als ein Individuum.” Mit den Tod Gottes  wurde auch die Person getötet.  Nec cum te, nec sine te…Die Gegenwart Gottes ist ein Ärgernis; die Abwesenheit Gottes ist eine Qual.


Die westliche Kultur muß die Einseitigkeit von Wissenschaft und Technologie  überwinden. Die Technik gewann die Oberhand, und sie fragt nicht nach dem Wesen der Dinge, sondern nach der Funktion. Es geht um Ursache und Wirkung in der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung. Auch die moderne westliche Philosophie ist weitgehend funktionalistisch. Sie interessiert sich nur für das Wofür, nicht für das Sein, für das Woher und Warum, weil man davon ausgeht, daß der Mensch sich noch im Werden befindet. So wird auch Gott nach seiner Funktion für die Welt gefragt, nach seiner Nützlichkeit und somit in die Rente geschickt. Die Religion wird zum Altersheim Gottes.

Naturwissenschaft reduziert das Wahre auf das Verständliche, das mit der Verstand Verifizierbare.

Kann die Philosophie weiterhin nur mit der Vernunft als einziges Instrument der Inteligibilität zur Deutung und Begründung reichen?

Kann die Theologie weiterhin festhalten an einer monotheistischen Tradition (und ihres marxistischen Anhangs) um für das zeitliche Wohl der Menschheit arbeiten zu können? Muß der afrikanische und asiatische Geist sich der profanen universalen Technologie opfern, die, obwohl befreiend, betäubt und die Vielfalt ausschaltet?

Wie kann man die inneren Verfallsprozesse aufhalten und umkehren und zu einem Weltbewußtsein gelangen?


Gemeinsamkeiten der Kulturen suchen

Durch Überwindung der Ideologien

Die Wurzel aller Kulturen sind die Religionen. Religionen waren und sind mehr oder weniger direkt wesentlicher Bestandteil der Identität einer Kultur.


Oft muß man beobachten, daß die unterschiedlichen Formen des Glaubens Menschen voneinander trennen. Glaube kann Feindseligkeit, Trennung und Zerstörung bringen, und das ist nicht Religion. Die Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Glaubensformen oder Religionen setzt voraus, daß man die Relativität von Bildern, Ritualen und Glaubenssätzen sieht. Nur dann kann man sich durch das Zeitlose, das über diesen Äußerlichkeiten steht, begegnen.


Glaube an Gott, d. h. Glaube im Sinne des Fürwahrhaltens, Rituale, Zeremonien sind nicht Religion, sie sind Formeln. Bilder können Symbol sein. Ein Symbol, ein Wort ist aber nicht, was es repräsentiert. Im Zen-Buddhismus wird in diesem Zusammenhang der Vergleich herangezogen, wenn du mit deinem Finger auf den Mond zeigst, verwechsle nicht deinen Finger mit dem Mond. Man läuft Gefahr, die Symbole zu einer Religion zu machen. Gott ist aber nicht dort.


Menschen werden durch unterschiedliche Traditionen in einen Glauben oder eine Weltanschauung hineingeführt und haben dann diesen Glauben. Häufig “hat” man ihn, ähnlich wie einen Gegenstand, aber man “ist” nicht, d. h. der Glaube, die Religion durchdringt nicht den Menschen, sondern ist nur ein Anhängsel, das man einfach übernommen hat, ein Teil der Kultur.


Der Begriff Religion muß bereinigt werden durch die Verneinung dessen, was Religion nicht ist, damit wir verstehen, was Religion ist. Religion ist die fundamentale Dimension des menschlichen Seins.

In Indien gab es zur Zeit Buddhas (6. Jahrh. vor Chr.) verschiedene Wandermönche, die unterschiedlichen Weltanschauungen angehörten und miteinander stritten, weil jeder glaubte, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein. Buddha erzählte ihnen deshalb folgende Geschichte: “Es war einmal ein König, der rief zu seiner Zerstreuung etliche Bettler zusammen, die von Geburt an blind waren und setzte einen Preis aus für denjenigen, der ihm die beste Beschreibung eines Elefanten geben würde. Zufällig geriet der erste Bettler, der den Elefanten untersuchte, an dessen Bein, und er berichtete, daß der Elefant ein Baumstamm sei. Der zweite, der den Schwanz erfaßte, erklärte, der Elefant sei wie ein Seil. Ein anderer, welcher ein Ohr ergriff, beteuerte, daß der Elefant einem Palmblatt gleiche usw. Die Bettler begannen untereinander zu streiten, und der König war überaus belustigt.”

Diese Parabel verliert nie an Aktualität. Ideologien sind einseitig, weil nur vom Verstand formuliert und an Ort und Zeit orientiert. Und da sie ihre eigene Identität in dialektischer,  Gegensätzlichkeiten betonender Beziehung zu anderen Ideologien aufbauen, sind sie unfähig zur Selbst-Reflexion und damit unfähig, die eigene Örtlichkeit und Zeitlichkeit zu überwinden. Die Ideologie ist totalitär, weil sie meint, die Gesamtheit der menschlichen Erfahrung zu erfassen. Sie verlangt die Unterwerfung der privaten Überzeugung. (In der Kirche: “de internis non judikat ecclesia”). Die Vermeidung zukünftiger Weltkriege zwischen den Kulturen kann nur stattfinden durch Einigung, indem die Ideologien sich ihrer Relativität bewußt sind und an einem gemeinsamen Interesse arbeiten. Interessen einigen, weil sie zu Kompromissen führen.


Die Religionen müßten ihr ideologisches Gerüst kritisch reflektieren. Die religiösen Institutionen verstehen sich auch als Wachhunde der Kultur, aber sie sind zu Löwen geworden, je nach Religion mehr oder weniger stark. Sie werden oft zur Gefahr für den einzelnen Gläubigen und für andere Kulturen.


Anstatt sich an Ideologien zu klammern, ist es angebracht, zu den dahinter stehenden Theorien zu kommen. Und die Theorien müßten in einen globalen Zusammenhang gebracht werden, damit sie heutigen Anforderungen entsprechen. Ein Kriterium zur Überprüfung der Globalitätsfähigkeit unserer Theorien ist die Überprüfung ihrer Entstehung: Die traditionelle Haltung jeder Philosophie ist, dass die Praxis aus der Theorie folgt, wobei der Vorrang des Denkens vorausgesetzt wird. Die Ideologien hingegen leiten die Theorie aus der Praxis ab, wobei die Praxis Vorrang hat. Für Ideologien ist maßgebend, was in der Welt geschieht Es gibt keine letzte Instanz, keine Transzendenz. Die praktische Philosophie unterscheidet zwischen dem Gegebenen und dem Denken.


Unsere Welt wäre weiterhin ein Feld der Konfrontationen, wenn man fortfährt, sie den Händen von Ideologen zu überlassen, wie z. B.  Multikulturalisten, die Europa der Welt gleich machen wollen oder Universalisten, die unter dem Deckmantel des Universalismus und des Fortschritts die Angleichung der Welt an den Westen wollen.


Kultur wurde auf Feindbilder aufgebaut. Man fand zur eigenen Identität durch Gegnerschaft. Eigene Werte wurde verabsolutiert. Der Mensch von heute lebt immer noch, was Kultur betrifft, mehr im Gefühl von Feindbildern als in der Bindung an eine gemeinsame Weltkultur. Gemeinsame Weltkultur bedeutet weder, im Sinne der Multikulturalisten die Angleichung Europas an die Welt noch im Sinne der Universalisten, die Angleichung der Welt an den Westen.


Anstatt die vermeintlich universalen Aspekte  einer Kultur zu propragieren, gilt es, im Interesse der Kulturen-Koexistenz nach dem zu suchen, was den Kulturen gemeinsam ist. Das heisst Verschiedenheit akzeptieren und nach Gemeinsamkeiten, nach den Wesentlichen suchen. Dafür müssen wir eine andere Sprache finden als die der wissenschaftlichen Technokratie, die in der Dialektik verfangen ist.


Ängste und Selbstverständnis anderer Kulturen

Der hegemonische Anspruch der europäisch-amerikanischen Kultur, d. h. der Anspruch auf Beherrschung der Welt,  mit  dem Glauben an die Universalität der westlichen Kultur und ihrer Werte  ohne Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit der Kulturen ist fatal. Man vergisst, dass durch den Verfall der Sowjetunion die amerikanische Hegemonie nicht mehr nötig ist für die Interessen der verschiedenen Völker. Dieser Hegemonie-Anspruch widerspricht westlichen Werten wie Selbstbestimmung und Demokratie und widerspricht asiatischen und muslimischen Kulturen, die moralische Überlegenheit für sich in Anspruch nehmen.  Auch hier bei uns scheint der Werteverfall zu rechtfertigen, daß Einwanderer in eine Migration nach innen gehen, die der Bewahrung eigener Werte, eigener Gebräuche dient, auch wenn sie im Gegensatz zur Gastkultur stehen. Ihre Religiosität nährt sich zum Teil aus einer  moralischen Kritik an den destruktiven Tendenzen der westlichen Moderne, die im Widerspruch steht zur eigenen kulturellen Orientierung.


Auch in Ostasien versucht man sich vom Westen abzugrenzen. Präsident Wee von Singapur ist besorgt über die Beeinflussung der neuen Ideen und Technologien und die Aussetzung verwestlichter Werte wie Individualismus und egozentrische Lebensperspektiven. Er schlußfolgert: Es sei notwendig, die Kernwerte zu benennen, die den verschiedenen ethnischen und religiösen Gemeinschaften in Singapur gemeinsam seien und “die Quintessenz dessen enthalten, was es bedeutet, Singapurer zu sein”. Folgende Werte wären gemeinsam: “Die Gesellschaft über das Ich stellen, die Familie als Grundbaustein der Gesellschaft hochhalten, wichtige Fragen einvernehmlich und nicht durch Streit lösen; auf rassische und religiöse Toleranz und Harmonie drängen.” Er schloß ausdrücklich politische Werte wie Demokratie aus seinem Katalog aus.


In der islamischen Welt rechtfertigte Zulficar Ali Bhutto den Ausbau eines vollen Nuklear-Potentials für Pakistan folgendermaßen: “Die christliche, die jüdische, die hinduistische Zivilisation besitzen dieses Potential. Nur die islamische Zivilisation besaß es nicht, aber diese Situation sollte sich ändern”. (in Boston Globe, 14.8.93,S.2) Dies zeigt, daß der Zugang zur Globalität zuerst stattfindet durch den Zugang zum eigenen Kulturkern, der primär über Religion definiert wird.


Es ist klar, daß Zukunftsgeschichte zur Geschichte der großen Kulturen wird. Hier liegt das Betätigungsfeld, an dem wir viel zu knacken haben. Die großen Weltreligionen, die hinter den Weltkulturen als Identitätsregulatoren stehen, sind: Westliches Christentum, Orthodoxie, Hinduismus, Buddhismus, Islam, Konfuzianismus, Taoismus und Judentum. In ihnen sind die Indikatoren zur Spaltung oder zu gemeinsamen Werten. Eine Universalkultur kann nur auf dem Weg der Gemeinsamkeiten  und der gemeinsamen Suche beruhen. Im friedlichen Austausch voneinander lernen, einander gegenseitig das Leben bereichern. Das große Problem ist, dass  jeder dieser Kulturen sich allgemein gesprochen in verschiedenen Entwicklungsstadien der Identitätsfindung und Identitätsförderung befindet,  sei es soziologisch, sei es individuell gesehen.


Das Christentum scheint, soziologisch gesehen, seinen Beitrag zur Entwicklung des Westens schon erledigt zu haben und ist nicht mehr die treibende Kraft. Seine Aufgabe hat sich in die innere Entwicklung des Individuums in der Privatheit verlagert und in der Globalitätsproblematik.  Andere Kulturen, z. B. der Islam benutzen noch die Religion, um nationale Identitäten und Universalitätsansprüche gelten zu machen (Panarabismus). Die Unterschiedlichkeit der Funktionen, der Bewußtheitsgrad und die geschichtliche Entwicklung der Religionen müssen thematisiert werden, damit eine wahre Begegnung und Toleranz entstehen kann und nicht im Namen von religiöser Toleranz, Ideologien gefördert werden. Oft tut man so, als ob Religion gleich Religion wäre und in unserer europäischen Selbstherrlichkeit, als ob unsere Begriffs- und “Wirklichkeitswelt” gleich die der Welt wäre. Wir können nicht davon ausgehen, daß unser Demokratieverständnis in anderen Kulturen vorhanden ist, sonst mißverstehen wir andere Kulturen und laufen Gefahr, sogenannte Demokratien ohne  Demokraten zu fördern.


Bezüglich des Islam behauptet Prof. Mohamed Arkoun: “Noch kann die muslimische Welt nicht wirklich mit Kritik umgehen. In der arabischen Sprache fehlen Worte wie “Kritik” oder “Vernunft”, wie wir sie verstehen; Wir dürfen also kritisches Denken nicht voraussetzen, wir müssen es überhaupt erst einführen. Seit 1945 gibt es keinerlei Liberalität mehr in der arabischen Welt”.


Der Islam kann sich nicht weiterhin reduzieren lassen auf eine engstirnige moralische Ordnung, Geschlechtertrennung und Verschleierung von Frauen. Er muß zurückfinden zu dem, was der islamische Philosoph Averröes  schon in 12. Jahrhundert bezüglich der Lehre der doppelten Wahrheit sagte: es gibt die Wahrheit des Dogmas und die Wahrheit der philosophischen Spekulation (Er fand keinen Nachfolger im Islam). Die Aufklärung des Westens und mit ihr die Trennung von Religion und Politik, die Sekularisation, brachte Europa weiter.  Dieses Europa, das sich teilweise von der negativen Herrschaft Gottes befreite, beängstigt die islamische Welt ,die paradoxerweise keine andere Alternative sieht für ihr Selbstverständnis und ihre Selbstbehauptung als  Allahs Mantel. Während der Westen sich von Gott abwendet und damit in die Krisis kommt, klammert sich der Islam um so mehr an Gott. Anstatt ein anderes Gottesbild zu entwickeln, scheint der Westen sich völlig von einem Gottesbild zu distanzieren. Der Islam läuft im allgemeinen in die gegenteilige Richtung und damit in Phasen, die er selbst schon überwunden hatte.


Die Mythen als Weg

In der Zeit des Turmbaus zu Babel lebte die Gesellschaft in einer Sinnkrise beim Übergang von der Agrar- zur Stadtkultur. Weil die Menschen durch den Verlust Gottes keine Mitte mehr hatten, hatten sie das Bedürfnis, eine Mitte, die alle Menschen vereint, zu bauen. Die sinngebende Mitte war der Turm. Dies ist dem Bedürfnis ähnlich, eine Wertegemeinschaft des Westens zu schaffen. Aus diesem Mythos heraus können wir erkennen, daß es eine Mitte ohne Gott nicht geben kann bzw. zu einem Versagen führen muß wie beim Turmbau zu Babel, wo aus der angestrebten Einheit eine Verwirrung der Sprachen wurde, d. h. daß die Menschen sich nicht mehr verstehen konnten.

Es gibt Wege zur Gemeinsamkeit in den Mythen der Religionen, die einander ähnlicher sind und sich sogar überlappen, als das in den Erscheinungsformen der Religionen der Fall ist:  In der Vergangenheit  und noch heute werden Religionen als Instrument von Identifikation benutzt in der Abgrenzung und somit auf ihre soziologischen Erscheinungsformen reduziert. Die Religion werden auf historische Fakten oder auf die Ebene der Phänomene und die Funktionalität reduziert. Die Phänomenologie  vergleicht nur Stukturen oder Lehren.


In Christentum und Islam wird jeder Versuch einer esoterischen Vertiefung der Lehre durch die Obrigkeit für absolut unzulässig erklärt. Sie will nicht akzeptieren, dass es über ihren Bereich hinaus ein Gebiet gibt, das sich ihrem Urteil entzieht. Hier tut der Dialog mit den Religionen der mystischen Erfahrung wie Buddhismus, Hinduismus und Taoismus und mit der eigenen Mystik not. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die modernistische Überbetonung der Subjektivität auch ein Irrtum ist, weil sie die Objektivität ausschaltet, aber ein noch größerer Irrtum ist die konservative Überbetonung der Objektivität und der Legalismus, der jeder wahrhafte Subjektivität erstickt.


Der höchste Zweck der Religion ist das Heil des Menschen und nicht, Gottes Hüter und Verteidiger zu werden. Die Verteidigung Gottes gehört zur Ideologie und diese zielt darauf ab, Macht über andere zu erlangen durch die Instrumentalisierung Gottes, sei es im individuellen, sei es im kulturellen Bereich (Kreuzzüge und noch heute der Heilige Krieg).


Dialektik/Dualismus/Mythos: Brücken bauen durch eine neue Sprache, die Sprache der Mythen, die Sprache des Herzens

Meistens wurde der Dialog zwischen den Religionen dialektisch geführt, das heisst in Konfrontation zwischen verschiedenen Diskursen (Logoi) wohl wissend, dass der dialektische Diskurs zur Beherrschung der einen Kultur über die andere führt. Der Dialog muß mit der Hilfe der Mythen geführt werden, wenn wir nicht mit der Konfrontation der Kulturen fortfahren wollen. Die Entmythologisierung des Mythos, d. h. der Versuch, die Mythen verstandesmäßig zu erklären, ist bis zu einen bestimmten Grad notwendig. Wenn Mythen aber zu einem reinen Gegenstand des Verstandes reduziert werden, dann wird Entmythologisierung zur Intoleranz, da eine Idee nicht eine gegensätzliche dulden kann. Der Mythos bewegt sich in der Freiheit des Seins, während das Denken sich in der Freiheit des Selektierens bewegt.

Der Mythos (Weltdeutung und Welterklärung) ist das, woran man glaubt ohne zu glauben, dass man daran glaubt, er ist das, was wir stillschweigend voraussetzen, was wir nicht in Frage stellen: der Mythos dient als letzter zeitloser Bezugspunkt, als Prüfstein der Wahrheit, er handelt von der Beziehung  zwischen  Gott – Welt und  Mensch als Ganzes. Man kann den Mythos in verschiedenen Stufen leben, d. h. als Raum, als Geschichte und als Welt des  Geistes.


Im Mythos des Kosmos herrscht die Wahrnehmung des Raumes. Wirklichkeit ist räumlich und die 3 Welten (Gott, Welt, Mensch) werden in räumlichen Begriffen verstanden: Oben die Welt der Götter, dazwischen das menschliche und darunter die Unterwelt.

Im Mythos der Geschichte herrscht die Zeit. Die 3 Welten sind Bereiche von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es geht um die Wahrnehmung der Subjekt-Objekt-Relation. In diesem Mythos sind wir besonders verfangen. Problem der Ontologie

Der Vereinigende Mythos bzw. der Mythos des Geistes: setzt die Überwindung der Dichotomie, d. h. den Zweispalt von Subjekt und Objekt voraus sowie des Dualismus. Es ist der Mythos der Bewegung auf die Ganzheit hin und ist das Ideal der Synthese. Die 3 Welten sind nicht nur räumlich oder zeitlich, sie sind vielmehr die Welten des Geistes, des Lebens und der Materie.


Wir haben den Mythos des Kosmos im allgemeinen überwunden und befinden uns im Mythos der Geschichte, wo es um die Subjekt-Objekt-Relation geht. Wir streben aber die Globalisierung an. Die Voraussetzung, um diese zu schaffen, ist, die Stufe des Vereinigenden Mythos zu erreichen. Das setzt weiter eine Rückkehr zu einem erneuertem mythischem Verständnis voraus und eine Schaffung neuer Mythen bzw. die Ur-Mythen jeder Kultur nicht auf die Entwicklung der eigenen Kultur zu beziehen, sondern als Menschheits-Mythen zu betrachten.


Die Welt braucht eine neue “historische Achse”, ein neues Bewußtsein, wie es im 6. Jahrhundert vor Christus in allen Hochkulturen geschah: Die neue Orientierung von Mythos zum Logos (Verstand) bzw. zur Philosophie und Wissenschaft. Die verschiedenen Kulturen kamen vom Wir zum Ich und zum persönlichen Gott. Fast zur gleichen Zeit traten entscheidende Ereignisse und Religionsstifter und Philosophen auf, die die zukünftige Geschichte wesentlich prägten. Es kam zu einem qualitativen Sprung in der Menschheitsentwicklung, zu einer gemeinsamen Bewußtseinsänderung.


Mit der Tempelzerstörung von Jerusalem wird Abstand genommen von einem völkischen Gott. Zarathustra verkündet die persönliche Erlösung (Sittlichkeit, Mensch nicht nur Zuschauer), Konfuzius und Laotse kommen zu einer persönliche Auffassung von Gerechtigkeit und Moral (persönliches Gewissen). In  Griechenland  geht man über von der Kosmologie zur Anthropologie. Heraklit entdeckt den Logos. Die Mysterien garantieren die Erlösung des Individuums. Wie hier der Mensch anfängt, sich abzunabeln vom Numinosen und der Tyrannei der Gruppe, so müßte heute ein ähnlicher Prozess der Entbindung der Menschen von den einzelnen Kulturen zu einer universelle Kultur stattfinden. Wie die Menschen damals vom Wir zum Ich kamen, müßte jetzt aus dem Ich heraus ein Wir werden, in dem sich das Ich bewußt aufgibt.

“Der Mensch kann ohne Mythos nicht leben. Anderseits wird der Mensch erst zu einem vollen Menschen, wenn er auch sein logisches Potential und seine geistigen Fähigkeiten entwickelt hat. Ebenso wie das Wesen des “Primitivismus” einer archaischen Kultur in seinen mythischen Merkmalen liegt, so ist der “barbarische Charakter” der zeitgenösischen westlichen Kultur im wesentlichen nicht auf die materielle Komponente einer bestimmten Zivilisation zurückzuführen, sondern auf die überragende Macht, die sie dem Logos (Verstand) zuschreibt.” (Panikkar). Mythos und Logos können nur im Geist existieren. Der Geist aber läßt sich weder vom Mythos noch vom Logos manipulieren. Der Geist ist Freiheit. Der Ort des Geistes ist das Schweigen, der Frieden. Kultur ist ein Geflecht von Mythos und Logos. Man kann nur völlig tolerieren, was man annimmt durch Verstehen (Logos) oder durch den Mythos. Die Beziehung der Vernunft ist dialektisch und die des Mythos dialogisch, das bedeutet, der Mythos schließt eine Wahrnehmung ein, die alles umfaßt. Obwohl der Ort der Religionen der des Mythos ist, das heißt des Dialogischen, Friedlichen, leben und verkennen die Religionen sich selbst, indem sie sich oft reduzieren lassen auf das Dialektische, Kriegerische.


Mystik der Ort der Begegnung

Einer der Folgen der Globalisierung ist eine Lebensform, die ins Transkulturelle weist. Das führt dazu, dem Transzendentalen in anderen Kulturen und in uns zu begegnen über die Transzendenz der eigenen Kultur. Dies verlangt sowohl auf national wie auf internationaler Ebene im Kulturellen aber auch den Übergang von nationalpolitischer Geschichtsschreibung wie Geschichtsdeutung zur Universalgeschichte als Gedächtnis der gesamten Menschheit. Es ist klar, daß nationale Geschichte auch als nationaler Mythos die eigene Erinnerung prägt. Diese Erinnerung bewirkt Zukunftsvorstellung und Zukunftsgestaltung, die dadurch regional werden, statt universal. Universales Bewußtsein kann nicht aufgebaut werden mit dem Parameter der Nationalkultur, aber auch nicht aus einem leeren Raum und aus Allgemeinplätzen  wie die Herstellung eines Wertekatalogs. Geschichte muß neu beschrieben werden aus einer Weltsicht heraus.


So wie die Nationalgeschichte als Pädagogik ein Hindernis darstellt zur Schaffung eines universalen Bewusstseins, so sind die Religionen zuerst ein Hindernis, bis sie zu sich selbst gefunden haben, bis sie zur Mystik zurückfinden, die mit dem Mythos Hand in Hand geht. Die wohlverstandene Religion ist der Weg zur Zukunft Europas und zur friedlichen Zukunft der Welt. Alle Religionen brauchen eine Institution, da nur sie Tradition ermöglicht, sie brauchen ein geistiges Milieu, das ethisches Handeln ermöglicht und mystisches Leben (Erfahrung Gottes), das uns den Horizont öffnet. Dieses mystische  Element ermöglicht eine gemeinsame Zukunft  und eine Weltkultur.


Ich bin der Meinung mit Raimon Panikkar, dass “die Begegnung zwischen den Religionen sich nicht auf neutralem Boden ereignen kann, in einem Niemandsland, was ein Rückfall in einen unbefriedigenden Individualismus und Subjektivismus darstellen würde”. Die Begegnung kann nur im Zentrum der religiösen Überlieferungen stattfinden, auf der Ebene des religiösen Mythos und nicht auf der Ebene der religiösen Ideologie, welche Menschen und Völker instrumentalisiert und oft als Institutionen Hindernisse zur Entwicklung des Menschen darstellen. Die Begegnung muß sich außerhalb von Moralvorstellungen  realisieren, weil diese Zeit und Raum gebunden sind im Gegensatz zu Religion. Es muß ein neuer Horizont den Erfahrungsaustausch aller Kulturen ermöglichen, wo Religion nicht nur die Bedeutung von re-ligare (wiederverbinden), sondern auch von entbinden hat, nämlich entbinden von Gottesbildern.


Eine neue Dimension von Kosmos-Mensch-Gott erschließt sich dann, wo Religion eine neue Daseinsform ermöglicht, in dem das Sakrale und das Profane keinen Gegensatz mehr darstellen. Im Christentum ist dieser Weg möglich durch die Trinität, die den Theismus, den Monismus und den Dualismus, Transzendenz – Immanenz übersteigt. Auf der Basis dieser trinitarischen Wirklichkeit, die in allen Religionen (als Lebensrätsel  und letzte Begründung) oft im Mythos versteckt, vorhanden ist, wird die Öffnung zur Gemeinschaft aller Menschen möglich, zur Welt, zur Natur und zum Geheimnis. Ein neues Bewußtsein, in dem die Religionen nicht mehr anstreben, die Religion der gesamten Menschheit zu werden. Ein Pluralismus ist notwendig, der im Glauben gründet, dass keine einzige Gruppe die Ganzheit der menschlichen Erfahrung umfasst. Er setzt zwar den eigenen Standort voraus, ist aber spiritueller Ort ohne die Diktatur der eigenen Tradition. Wenn Religionen  und Kulturen sich als Ort der Identitätsfindung und der Auseinandersetzung mit der Welt verstehen, dann können sie nicht weiter Gott einsperren bzw. vereinnahmen und mit ihm den Menschen fesseln.


Die vergangene Erfahrung lehrt, dass Wahrheitsbesitzer zum Krieg als Lösung von Konflikten greifen. Nicht die Behauptung der Wahrheit, sondern die Suche nach der Wahrheit charakterisiert den religiösen Weg des reifen Menschen. Eine gemeinsame Suche  ermöglicht die eigene Entwicklung und die der Welt. Die ganze Wahrheit schließt die Wahrheit der anderen ein. Karl Jaspers sagt: Die Wahrheit beginnt zu zweit. Und Dionisius Areopagita meinte: Schon der Anspruch, Gott in irgend einer Weise zu “erkennen” ist an sich Götzendienst.


Da Gott und das Gute jenseits des Seins liegen, ist Schweigen angebracht. “Wer die Theologie, sowohl diejenige des christlichen Glaubens als auch diejenige der Philosophie, aus gewachsener Herkunft erfahren hat, zieht es heute vor, im Bereich des Denkens von Gott zu schweigen. Denn der ontologische Charakter der Metaphysik ist für das Denken fragwürdig geworden, nicht aufgrund irgendeines Atheismus.” (Heidegger, Identität u. Differenz, S. 45).


Im Christentum vollzog sich die Enthellenisierung Gottes, die Gott mit dem Sein gleichstellte. “Der christliche Gott ist nicht sowohl transzendent als auch immanent. Er ist eine andere Wirklichkeit, die im Sein gleichwohl anwesend ist und aufgrund dieser Anwesenheit macht er das Sein seiend”(Cfr. Devart, The Future of Belief S.139)


Jeder Glaube jeder Kultur stellt eine Chance dar zur Entwicklung und Selbstfindung; sie stellen aber gleichzeitig eine große Gefahr dar, indem sie uns zeigen wollen, was Wahrheit, was Gott ist. Was bewußte Menschen zu tun haben, ist nicht von Gefängnis zu Gefängnis zu rennen, in der Illusion, die Wahrheit irgendwo in einer Kultur oder Religion zu finden, sondern die Mauern, die Handschellen der eigenen Kultur zu erkennen und damit zu begreifen, dass, was wir suchen, jenseits jeder Kultur, in uns selbst liegt. Nur dann kann man ergriffen werden und staunen. Schon Jesus hat festgestellt, dass Gott, die Wahrheit nicht im Tempel oder nur im Judentum zu finden ist, sondern inmitten des Menschen, der in der Gemeinschaft lebt, die alle einschließt.



Damit Europa nicht zugrunde geht und seine Aufgabe für die Welt erfüllt, muß es zur Mystik finden. In diesem Gott, der alle Namen hat, gibt es immer eine Zeit und einen Raum, wo alles möglich ist. Da gibt es Platz für Mythos und Wissenschaft, für Aktivität und Passivität fern von anhaftenden Vorstellungen, wo wir uns nicht verschließen brauchen wie die Schnecke, die sich bei jeder Herausforderung in ihr Schneckenhaus zurückzieht und somit den Sinn für andere Wirklichkeiten verliert. Schön ist es, wenn ich mitten in unserem Leben, das Gott durch Aktivismus zu verwirklichen sucht, noch die Möglichkeit einräume, ans Meer, auf den Berg, in die Wüste zu gehen, um die Stille zu hören und mich dabei dem Spiel hingebe, einen neuen Namen für Gott zu finden. Mystische Erfahrung ist Glück und sie macht heimatlos, wobei man das Zuhause überall findet. Da hat Gott zwar viele Namen, mit denen man aber spielen und damit wachsen kann, aber an denen man nicht hängen bleibt. Jede Kultur, jeder Mensch schafft sich ein Gottesbild je nach seiner Entwicklungsphase, da die Gottesvorstellung des Menschen und kulturelle Lebensformen sich bedingen. Heute gibt es das Bedürfnis, ein neues Gottesbild zu schaffen, das den Anforderungen der Globalisierung entspricht.


António Justo,

Hofgeismar, den 7. 5. 2000

(1) Die Katholizität, d. h. das Umfassendsein des christlichen Glaubens  liegt gerade darin, dass der Glaube Form annimmt in verschiedenen Formen. Die abendländische Form des Christentums ist nur eine der möglichen Formen des christlichen Glaubens.




Der Mythos des ersten europäischen Helden Odysseus, der unter anderen Mythen die Identität Europas formte, wäre heute noch zu leben (als Programm). Oysseus läßt sich an einen Schiffsmast fesseln, um die verführerischen Göttinnen, die Sirenen hören zu können, und ihnen nicht zu folgen bzw. nicht von ihnen getötet zu werden. Er will bewusst leben. Dieser Mythos sagt aus, daß die Leidenschaft durch den Verstand gemäßigt wird. Odysseus schaltet das Gefühl nicht aus, aber durch die Herrschaft des Verstandes über das Gefühl unterliegt er ihm nicht.


Fest steht der Gott der Religionnen wie sie ihm uns darstellen genügt nicht; das Absolute der Philosophie  auch nicht; das unendliche Grenzen der Wissenschaft auch nicht

Panikkar in “Gottesschweigen”. meint: “Die Rettung liegt aber nicht im Gott. Die Rettung liegt in der Weigerung, irgend eine Philosophie zu einer Ideologie zu machen, die gewissermassen Gott zum Mittelpunkt hat””Gott ist der Urgrund jenseits des Seins und deshalb jenseits jeder auch nur theoretische Möglichkeit des Zugriffs”.


António da Cunha Duarte Justo,

Vortrag gehalten in der Freien Akademie,  Hofgeismar, am 7. 5. 2000

PODER ENTRE LEGITIMAÇÃO E DESLEGITIMAÇÃO


O PODER E O DINHEIRO CORROMPEM

António Justo

A crise do sistema financeiro e político chegou ao rubro. A desconfiança nas instituições e a desilusão acerca da ordem estabelecida conduz à nostalgia duma ordem ideal.


A normalidade do dia a dia manifesta-se num jogo de forças entre potência e fraqueza de grupos e de indivíduos; poder, violência, resistência e inércia são os seus acompanhantes circunstanciais naturais. A normalidade do poder parece dar lugar à normalidade da violência.


Segundo Max Weber “ poder significa a chance de impor a própria vontade também contra resistentes, dentro duma relação social”. O poder estende-se do Estado à família, da posição económica à posição política, social ou psicológica.


A insegurança estrutural em que nos encontramos torna-nos mais conscientes para a nossa situação de impotência. A vontade quer-nos a caminho, a caminho do Sol, contra a rotina do dia a dia, à semelhança do tubérculo que estende o botão na procura da luz do Sol. Toda a natureza se encontra irmanada, a caminho, na consciência de que quem para morre, tal como a água que para apodrece, reduzindo-se a húmus para os outros. Trata-se de andar, por vezes, de seguir o impulso do movimento, como o Hamster na sua roda. “Tudo flúi”.


Poder é a força do embrião que, na sua vontade de encontrar o sol, move o que lhe oferece resistência, do caminho. Poder participa da realidade ‘instintiva’ do embrião na procura do chão através da gravidade e no erguer do tronco na procura do Sol. Na definição da própria identidade está a vontade de Sol, de saber, de verdade, de sexualidade, de transcendência. Não só é tendência e deslocação mas também sentido. O ambiente oferece-lhe resistência o que o obriga a uma certa violência e a entrar numa relação interactiva. A vontade do poder está implícita no desejo da própria vantagem (realização), da subsistência. Potência e impotência andam juntos.


Contra a inércia, contra a entropia surge uma vontade consciente ou inconsciente que resiste à apatia/letargia e desencadeia também o agir do outro. A cultura, os estados, a família surgiram de vontades contra o clima, contra o ambiente, contra a resignação individual… As relações de poder institucionalizam-se e expressam-se em diferentes modelos de ordens sociais ao longo dos tempos (chefes de tribo, reis, presidentes, imperadores, papas). Cada conglomerado social, com os seus biótopos naturais, elabora as suas normas mais ou menos elementares que possibilitam uma relação normal e habitual, com maior ou menor tolerância e capacidade para a iniciativa individual/grupal numa tendência de identificação.


Cada época tem a sua cor local e a sua expressão de poder que condiciona as consciências individuais, seus anseios, satisfações e insatisfações. Cada pessoa nasce numa situação de relação com autoridades, leis, costumes, opinião pública, ideais circundantes, procurando orientar-se e afirmar-se nela e através dela. Vive embebida na norma que o hábito torna normal e evidente num determinado espaço e tempo (biótopo). Adapta-se a esta prisão de mimetismo, do habitual/moda, justificando-a inconscientemente com a necessidade de justificar a sua existência através dum olhar crítico, pela janela do passado ou do futuro. Uma vontade de ser e aparecer afirma-se também contra o caos, contra a inércia do habitual no sentido aparentemente “futuro”, dado pela resistência a tradições ou a novos valores.


A rotina poupa-nos força; é como que o ponto morto entre inspiração e expiração. Nesse ponto se descansa mas apenas para ganhar forças para uma nova caminhada. Tudo tem um ritmo com uma orientação não explícita. As normas e as instituições são as saias da mãe a que o bebé se agarra para se erguer. Por sua vez, a tendência do erguer-se legitima o portador das saias ao exercício da autoridade e até ao abuso do poder contra aquele que as não deixa ou se contenta em continuar gatinhando. No caos dos elementos está presente uma tendência ordeira que possibilita a convivência dos indivíduos no respeito mútuo e pressupõe uma ordem de espiral ascendente. Naturalmente que o desenvolvimento no sentido duma estrutura superior subentende um novo momento de repouso, de caos que possibilita a revolução de alguns contra a normalidade.


O exagero do poder institucionalizado, a sua violência, cria, por sua vez, potencialidades e fomenta a capacidade criativa nos indivíduos, num movimento espiral ascendente de acção-reacção-acção. A actividade da liberdade, que pressupõe a capacidade de dizer sim e de dizer não, é naturalmente condicionada pela formação e informação. A capacidade de reflectir e de descobrir a normalidade distingue-nos do mundo animal e vegetal que permanece encerrado no ciclo vital, num repetir contínuo à maneira das estações do ano. Os nossos hábitos são formados na geografia das estruturas institucionais e no tempo das expressões sociais. O Sol permanece sempre o mesmo, a terra e o tempo também, o que se muda sociológica e individualmente são as estações e nós com elas, em contínuo fluir. A rotina do poder e o poder da rotina são apenas condicionadores recíprocos possibilitadores de ciclones e anticiclones, de Verão e de Inverno. A regularidade das estações traz com elas o elemento revolucionário, apenas momentâneo na preparação da próxima estação. (Os revolucionários que tivemos até hoje, com a excepção do Mestre da Galileia não passaram de árvores de folha caduca que se alimentaram do humos da carência e da ignorância do próximo.)


Temos o pretensiosismo de contradizer o Inverno com se o progresso não fosse apenas o passado visto da perspectiva dum outro momento (estação), em diferido. Todos nós procuramos segurança e orientação (ordem social) uns olhando mais para o retrovisor e outros fixando-se mais no sentido do pára-brisas, não notando porém o que se encontra para lá do retrovisor e do pára-brisas. Vivemos da luta contra a vontade alienadora do passado ou contra a vontade alienante do futuro tornando-nos assim incapacitados para reconhecer a realidade para além da perspectiva do móvel; sim porque a realidade é aperspectiva. Abdicamos da capacidade de nos transformar transformando e fixamo-nos apenas numa dinâmica do poder do passado e do poder do futuro numa linha de tempo linear ou cíclico.


Uma identidade aberta que transcenda os condicionantes rotineiros, pode abrir uma brecha na rotina através da reflexão ou de contradição, uma brecha para lá do retrovisor e do pára-brisas que conduza a uma nova identidade na complementaridade.


É natural que as diferentes estruturas de personalidades (‘boas/más’) e a sua reacção em diferentes situações não são moralmente determináveis, a nível científico; de facto personalidades mais positivas podem reagir como as mais negativas; há momentos de dissonância em toda a pessoa (“pecado original”). É difícil ter-se uma imagem realista das condições de origem do bem e do mal. Daqui a dificuldade da adequação de castigo e a questão da liberdade ou determinismo de comportamentos e a consequente dificuldade de julgar. O Homem é um ser em processo entre natura e cultura e o poder uma sua constante.



As instituições domesticam o poder ou deveriam domesticá-lo contra toda a prepotência interna e externa. O abuso dos chefes tribais, as guerras civis foram evitadas com a instituição do monopólio do poder do Estado. A justiça passou do foro privado para o público. As pessoas não são santas nem anjos precisam de controlo e de instituições com a divisão de poderes. O problema mais que nas instituições está na falta de moralidade do Estado e dos seus representantes. Estes, alheios à honra e à dignidade humana, conseguem defraudar a república instaurando nela as suas coutadas. É um dado científico que o dinheiro e o poder em regra corrompem. O Estado tem instâncias de controlo dos poderosos mas estas não funcionam. O problema maior está no facto de serem os poderosos os membros das instâncias de controlo!


O sentido do estado vem da necessidade do povo se organizar num determinado espaço para manter a justiça e defender-se de agressores. Para Blaise Pascal ”a justiça sem a força é impotente; a força sem a justiça é tirânica”. Uma solução de conflitos, a um nível de justiça equitativa, precisa dum espaço também para a impotência política, para aqueles que não têm voz. A impotência da justiça é a oportunidade do mais forte.


Platão desenvolve a teoria da justiça contra a alegação sofista do direito do mais forte. Poder e vontade de viver andam juntos. Platão apela para o domínio do corpo (paixões) através da alma (virtudes). Thomas Hobbes vê na condição humana o seu ser de lobo contra os outros (Homo homini lupus!). Segundo ele, este só pode ser dominado pela razão e através dum Estado poderoso. Com a criação da instituição a legitimação do poder não fica abandonada às forças da natureza, ao mais forte. A legitimação do poder através de Deus ou do povo é organizada em regras do poder estatal. Aqui o direito do mais forte ou do grupo é contrabalançado com o direito do indivíduo, com o direito privado. O indivíduo abdica do poder de fazer justiça pelas próprias mãos outorgando o poder individual no Estado. O Estado, em contrapartida, promete garantir o exercício da liberdade a todos. O abuso do poder por parte dos governantes e seus iguais deslegitima-os levando o cidadão à desobediência cívica e à formação de grupos guerrilha, como era o caso antes do estado de direito, a uma regressão aos tempos bárbaros. Para Aristóteles o Homem é o zoon politikon. Violência acontece onde não há relação, onde não acontece reconhecimento.


Rousseau contradiz Hobbes afirmando que o Homem é, por natureza, bom, e que a sociedade é que o estraga. Esta visão romântica tem um sentido apenas corrector da redução do homem a lobo. De facto uma cidadania ovina continua a desconhecer a realidade do cordeiro e do lobo no ribeiro do Estado.


Cooperação é também uma estratégia da sobrevivência e não apenas a lei da selecção natural como queria erradamente o darwinismo social. Até as plantas mostram uma certa sociabilidade na distribuição das raízes no solo. Afirmação, resistência e cooperação fazem parte da mesma realidade. Sem a aspiração para a luz, sem o poder não haveria acção. A experiência mostra-nos violência e poder, numa relação ambivalente. No poder está o reconhecimento do outro e a consciência do nós. Daí a necessidade de reconhecer poder ao outro, seja ele embora o mais pequeno. Uma árvore frondosa deve ser consciente da sombra que faz aos arbustos que impede crescer debaixo dela. Uma república adulta terá de reconhecer a realidade dos vários biótopos que tem capacitando-os para agir e não só para reagir. Aos seus representantes não chega a legitimação exterior através dos votos, eles terão de ser modelos íntegros de ética aplicada. A crise de hoje tem também a ver com uma mentalidade parasita de adaptados sem personalidades exemplares. O sistema não suporta personalidades e vive duma mediania fomentadora de oportunistas espertos e não de inteligências.


Há um abismo entre um discurso fundamental e um discurso situacional, moral prático. Ética e política aplicadas encontram-se muito distantes daquele. O direito deveria estar ao serviço do bem-comum e limitar o poder. “A confiança é boa mas o controlo é melhor”. O poder corrompe porque quanto mais se tem mais se quer ter. Urge distribuir o poder porque poder e dinheiro em demasia estragam o carácter. Actualmente, na Europa o poder político e jurídico não tem o poder de limitar os poderosos; estes apoderaram-se das instituições e adaptaram-nas ao seu formato; as nações encontram-se, por isso, a caminho do desastre. Os políticos com os poderosos não podem solucionar o problema porque são parte dele.


Apesar da situação crítica em que nos encontramos, se não houvesse instituições não haveria continuidade; elas são como que a estrada onde o móvel (indivíduo e cultura) passa. A instituição global mais antiga da humanidade, a Igreja Católica, é perita em preservar a memória e pretende englobar o tempo linear e o tempo cíclico, o espaço e o tempo, a imanência e a transcendência como prevê a fórmula da trindade. O seu problema está sempre na resistência que oferece a um presente com as suas certezas de dia a dia. Sem instituição não haveria memória e deixaria de haver a transmissão do facho cultural duma geração à outra. A percepção do presente só é possível no âmbito de percepção do passado e do futuro sem descurar a realidade em que assenta a paisagem. A instituição, tal como o poder devem estar presentes na consciência quotidiana mas só em segundo plano, doutro modo tornam-se em ameaça à liberdade do membro. A presença do poder (instituição / pessoa) deve ser discreta e nunca tornar marginal a presença do indivíduo. O poder como o indivíduo encontram-se numa relação mútua de serviço à comunidade e seus valores. A pessoa é a alma da instituição.


O indivíduo só o é no e com o grupo, precisando de quem o represente numa ordem de valores e interesses comuns. Em si o indivíduo não deveria estar acima do grupo nem vice-versa, como podemos ver na fórmula trinitária de 3=1. O Homem não é “a medida de todas as coisas” como queria Protágoras. O Homem só é todo com todas as coisas.


A complexidade social aliada à velocidade duma vida acelerada provoca nos governados e governantes incapacidades de diálogo fomentando no povo uma consciência saudosista retrógrada e na política um activismo progressista leviano. A contínua mudança não permite a reflexão da experiência feita. As mudanças das condições sociais dão-se tão rapidamente que impedem a responsabilidade política, social e individual. Uma luta pela imposição de interesses específicos distrai a nação duma ocupação objectiva e desperdiçam-se as energias em discussões estéreis pelo poder. O sucesso de uns não pode acontecer à custa dos outros, como é costume. Respeito e reconhecimento de parte a parte; um estado paternalista não possibilita uma relação equilibrada entre os cidadãos. Para uma relação integral do Homem e da sociedade não chega já o diálogo é necessária uma ortopraxia do triálogo numa relação de união eu-tu-nós! Nesta realidade nova, ninguém é igual ao outro mas torna-se através do outro.


©António da Cunha Duarte Justo

Pegadas do Tempo

antoniocunhajusto@googlemail.com

ISLAM UND CHRISTEMTUM – UNTERSCHIEDE

CHRISTENTUM UND ISLAM –  UNTERSCHIEDE

António Justo

Grundhaltungen

Wenn man über Unterschiede von zwei Religionen spricht, muss man mit einer Beengtheit der Begrifflichkeit rechnen. Jede Kultur ist eine Landschaft mit entsprechendem Klima und vergleichbaren Biotopen. Der Geist, die Seele einer Kultur ist der Boden, auf dem der Lebenskampf ausgetragen wird. Wie die Knospe nach der Sonne strebt, so strebt jede Kultur nach Glück, nach Gott. Beide Bewegungen streben danach, das Leben zu erhalten. Jede Religion, jede Kultur ist wie ein Garten, wie ein Gefängnis. Wichtig ist nicht der Vergleich von Religionen untereinander, sondern das Wesen der Gärten und der Gefängnisse zu entdecken und dabei zu merken, was jenseits jeder Religion, jeder Kultur liegt.


Nicht eine Lehre wie in anderen Religionen, sondern eine Person (Jesus Christus) ist das Wesen, die Seele des Christentums. Nach dem Lehrsatz: wenn du Gott sehen willst, schau den Menschen an, und wenn du den Menschen sehen willst, schaue Gott an. Der Mensch ist der Ort der Begegnung von Gott und die Welt. Aber mit der Weisheit: „Wenn einer Gott schaute und wüsste, was er sah, hat er Gott nicht gesehen“( Dionisius Aeropagita).


Während es im Christentum eine Inkarnation Gottes in (Mensch) Jesus Christus gibt, findet man  im Islam eine Inlibration Gottes in Koran (Gott wird Buch). Deswegen gibt es im Christentum eine Theologie, während es im Islam  Rechtswissenschaft (Jurisprudenz) gibt, d. h. im Islam gibt es keine historisch-kritische Diskussion über Gott, sondern unumstößliche Gesetze. Im Christentum findet eine Humanisierung Gottes statt und eine Vergöttlichung des Menschen. Das Christentum anerkennt die Religionsfreiheit und das Prinzip des Laizismus, der Islam nicht.


Das Christentum drückt sich in einer Kultur der Schuld aus,  der Individualität und Nächstenliebe. Der Islam drückt sich in einer Kultur des Scham aus, der Sippe und der Solidarität der Gläubigen. Das Kreuz weist nicht auf  Schuld hin, sondern auf Leiden und Mitleiden.  „Jesus erster Blick ist ein messianischer Blick. Er gilt zunächst nicht der Sünde der Anderen, sondern ihrem Leid. Diese messianische Leidempfindlichkeit hat nichts zu tun mit Wehleidigkeit, mit einem unfrohen Leidenskult. Sie hat aber alles zu tun mit einer biblischen Mystik der Gerechtigkeit: Gottesleidenschaft als Mitleidenschaft, als praktische Mystik der Compassion“, erklärt der Theologe Johan Baptist Metz.

Während die eine Kultur einen mehr sesshaften Charakter hat, hat die andere ein nomadischen. Eine hebt die Menschenrechte und die individuellen Rechte hervor, die andere betont die Kulturrechte und den Wert der Sippe. Deswegen ist die Diskussion um Menschenrechte eine typisch westliche, denn der Westen setzt auf das Individuum, während die arabische Kultur den Stamm über das Individuum stellt. Von daher auch die Überbetonung der Ehre, die verletzt wird, wenn Gruppenideale nicht eingehalten werden


Im Islam wie im Christentum gibt es verschiedene Richtungen, jede mit ihrer Nuance und Vielseitigkeit. Der Koran behauptet oft Gegensätzliches (“Der Koran” von Prof. Dr. Tilman Nagel, im C. H. Beck Verlag, München). Neben haarsträubenden Behauptungen im Koran (Sure 47,4; 76,5; 2,187) findet man vergessene Behauptungen vorbildlicher Toleranz bezüglich der Religion (2,256; 13,11; 8,53; 5,70; 3,114).


Die Kirche hat sich ab dem 4. Jahrhundert dem rationalistisch-wissenschaftlichen Denken verpflichtet in der Nachfolge von Aristoteles (Dualismus) und somit gab es in der Tendenz eine Abkehr vom ursprünglichen integralen Denken, das nicht rein rationalistisch war, sondern auch mystisch-intuitiv. Mit dem Aufkommen des Islam und seinem Einfluss hat sich das rein Rationalistische im Abendland noch verstärkt. Somit hat sich eine Weltsicht entwickelt, die rein dualistisch ist bzw. Mikrokosmos und Makrokosmos klaffen auseinander. Die Weiblichkeit und die Männlichkeit, die in einem zusammengefasst waren, Geist und Materie wurden getrennt. Die östliche und westliche Weltsicht, die in der christlich-jüdischen Tradition vereint waren, wurden auseinander gerissen und aufgrund dessen wurde der äußere Fortschritt vorangetrieben im Gegensatz zu anderen Kulturen.


Das Denken gelangte von einer Haltung des „nicht nur, sondern auch“ zu einem „entweder oder“. Im Letzteren hat der Verstand die totale Vorherrschaft. Das verstandesmäßige Denken bezog sich immer mehr auf das Sichtbare und das Unsichtbare, und das Emotionale wurde mehr als irrational angesehen.


Die integrale Weltsicht, die alles in sich schließt und in der Trinitätslehre ihren tiefsten Ausdruck findet, wurde vernachlässigt bzw. die Philosophie, die hinter der Trinitätslehre steht, wurde nicht mehr verstanden.


Durch die Einseitigkeit eines dogmatischen wissenschaftlichen Denkens ist es fast unmöglich, aus der Zwickmühle der Dialektik heraus zu kommen. Alles wird seziert: die Wirklichen wird zum Kadaver. Darunter leiden heute die Kirchen, die Religionen, Wissenschaften bzw. die gesamte Gesellschaft.


Der Islam fokussiert sich in einem Gedanken, das Christentum in einem Menschen.


Der Mensch

Im Islam:

Der Mensch ist als “Diener” Gottes reiner Erdenmenschen, er ist an die schon fertige Offenbarung gebunden und an das dieser Offenbarung zugrunde liegende Menschenbild. Er wird als naturnotwendiger Teil der Gemeinschaft gesehen, an die er schicksalsmäßig gebunden ist. Es gibt keinen Platz für die Freiheit des Individuums, das nicht selbständig denken  darf – weil es an die Offenbarung gebunden ist –  da alles schon endgültig in Koran festgelegt wurde (es kann höchstens gedeutet werden).  Der Mensch wird gebunden  an  die Gemeinschaft der Gläubigen und wird von einer Gruppenseele getragen. Deswegen gibt es Missverständnisse im Dialog der Kulturen, schon was die Menschenrechte anbetrifft. Der Islam geht von einem Wir aus. Der islamische Mensch wird geprägt von Fremdbestimmung, vom heteronomen Gesetz Gottes. Er schottet die eigene Kultur ab von Akkulturation und Enkulturation, er geht davon aus, dass die Welt islamisch sein muss. Das Gruppengewissen anstatt dem individuellen Gewissen wird akzentuiert! Die schöpferische Geisteskraft  des Menschen wird somit verneint, indem die Erkenntnis des Übersinnlichen der abgeschlossenen Offenbarung unterordnet wird. Der Islam hat die Trennung von Kirche und Stadt nicht vollzogen und lässt keinen Platz für Atheisten.


Im Christentum:

Die Menschen sind Kinder Gottes und die Offenbarung geschieht weiter in jedem Individuum durch den Heiligen Geist in ihm und somit liegt ein schöpferisches  Menschenbild zugrunde. Im Christentum gewinnt das Individuum an  innerer Autonomie und freier Selbstbestimmung (Mensch als geistiges Wesen) und ist souverän in der Gruppe: es gibt eine Art von Versöhnung zwischen individueller Freiheit und brüderlicher Gemeinschaft. Die Freiheit gestaltet sich aber in der Polarität … Das Christentum definiert  sich nicht über Kulturen, sondern über Personen (Individuen) im Verständnis für alle Menschen:  Menschheit als Gesamtorganismus (mystischer Leib Christi). Die Liebe geht vom Individuen aus. Das Christentum ist gegen nationalistische oder kulturelle Abgrenzung des Menschen, gegen Selbstbestimmung in der AbschottungDie Liebe ist der einzige Maßstab, das einzelne Glied zum Ganzen, die Zwänge von Kulturen oder Religionen sind zweitrangig. Die Christenheit geht von einem Ich aus. Gott kann nicht an Bedingungen oder Umständen fest gemacht werden. Die Religionen als Institutionen sprechen mehr von Bedingungen und Umständen. Hier verstoßen die Amtskirchen oft gegen das eigene Selbstverständnis.


Gottesbegriff

Im Islam:

Allah ist der All-Gott der Welt als Personifikation der All-Einheit der Substanz. Es herrscht das Prinzip der Einheit. Nur Gott ist wirklich, und Mohammed ist die Manifestation einer bedingten Wirklichkeit,  die das Göttliche widerspiegelnde Manifestation, die Welt als göttliche Erscheinungsform. Mohammed stellt diese Welt dar (Wilhelm Maas). Die Gottheit wird wieder in einer alten jüdischen Vorstellung dargestellt, so dass der Determinismus der Natur und der unerbittlichen Allmacht Gottes (abstrakte Spiritualismus: Rationalität gegen Intuition) sich behaupten. Gott ist  einzigartig und fern, ewig und unerkennbar. Gott hat 99 Namen bzw. “Attribute” wie: Absolutheit, Schöpfer, barmherzig, mächtig, rachsüchtig, gerecht… Die totale Transzendenz Gottes erlaubt keine Eigenschaft wie Väterlichkeit oder Sohnschaft. Da im Islam Gott keinen Sohn hat, wird der Mensch nicht als Sohn Gottes, sondern als Diener gesehen (Sure 48,20). “Im Rechts-Islam steht der Gläubige als “Diener” Allah zu fern, in der Mystik steht er ihm zu nah und verliert da seine Ich-Persönlichkeit” (Wilhelm Maas). Im Paradies haben die Gläubigen keine Gemeinschaft mit Gott.


Im Christentum:

Es herrscht das Prinzip der Mannigfaltigkeit (Trinität: Gott-Vater: der “Grund des Seins”, die letzte Dimension; Gott-Sohn: die geschichtliche Dimension und der göttliche Geist: Leben, Liebe, Achtsamkeit, der Kosmos als Zuhause); in der Trinität mischt sich mystische Erfahrung (Tradition) mit griechischer Naturphilosophie. Gott ist der Herr, wird in Jesus Christus Mensch und tilgt im Tod Jesu (der 2. Adam) die Sünde der Welt (die durch den 1.Adam in die Welt kam). Er ist der Prototyp des Menschen und der Wirklichkeit,  er vereinigt das scheinbar Unvereinbare: Geist und Materie. Gott hat die Attribute Liebe, und ist nicht nur Schöpfer dieser Welt, sondern auch Erlöser und Vollender. Gott ist der Eine in der Dynamik von der Liebe zwischen Vater und Sohn, den Heiligen Geist (Liebe) zeugend. Inkarnation, Tod und Auferstehung (Jesu Christi) beinhalten die Erfahrung, dass der Geist die wahre Wirklichkeit des Kosmos und dass die Materie Ausdruck des Geistigen im Körperlichen ist. Mit der Gottessohnschaft  wird der Mensch zu mehr als einer Brücke von Himmel und Erde, er trägt das Göttliche in sich. Im Paradies haben die Gläubigen Gemeinschaft mit Gott. Es gibt kein dualistisches Weltbild mehr, sondern ein polares. Der Christ ist nicht nur in der Dualität mit den anderen, mit der Natur. Er ist analog zur Trinität nicht nur in einer Beziehung des Dialogs, sondern auch des Trialogs mit dem Ganzen, d. h. in Beziehung mit einem Ich, Du und Wir. Er lebt in der Trilogie der Bezogenheit. Im Christentum gibt es keinen reinen Monotheismus; es herrscht die Komplementarität von Schöpfer und Schöpfung, von Gott und Mensch. Der Mensch mit Jesus nimmt Teil an der Offenbarung und am Geheimnis der Trinität. Die Entwicklung/Evolution beinhaltet den Kreuzweg. Jeder ist am Mitwirken des Alphas und Omegas. Gott ist Liebe und Gerechtigkeit; es ist kein Gott der Ideen (platonischer Gott). Das Gesicht Gottes ist Gerechtigkeit; es ist die Menschheit und lässt sich am besten erblicken im Meister von Nazareth, der Programm ohne Zwang bleibt für die ganze Welt.


Offenbarung

Im Islam:

Mit Mohammed ist die Offenbarung abgeschlossen. Gott offenbart seinen Willen, nicht sich selbst, weil er unerkennbar bleibt. Gott  sandte die Propheten Noah, Abraham, Moses, David, Salomo, Jesus und als letzten Mohammed. Durch den Erzengel Gabriel wurde der Wille Gottes offenbart, der Koran, der im 7. Himmel als “Mutter des Buches” in Arabisch aufbewahrt ist (Roland Werner). Im Koran wird der Mensch mit gebieterischem Ton unterwiesen. Die Drohungen sollen Furcht bewirken, so dass der Mensch bereitwillig die göttlichen Gesetze einhält. Die Offenbarungen zu Medina sind die älteren, sie sind stärker von Toleranz geprägt. Die jüngeren Offenbarungen, die Mohammed in Mekka empfangen hat, zeugen von viel größerer Gewaltbereitschaft. Die Imame besitzen Bücher, die ihnen sagen, welche Sätze zur Medina- und zur Mekkaoffenbarung gehören. Im Zweifelsfall gilt immer die jüngere Offenbarung, was dazu führt, dass die Geistlichen sich meist nach den Sätzen richten, die von größerer Gewaltbereitschaft zeugen. Dem Laien ist die Unterscheidung beider Offenbarungen nicht möglich, da ihnen die entsprechenden entschlüsselnden Bücher nicht zugänglich sind. Auch soll der Koran nur auf Arabisch gelesen werden, weil Arabisch die Sprache Allahs ist und als unübersetzbar gilt. So ist nicht-arabisch sprechenden Muslimen der Zugang zum Koran meist verschlossen. Aber auch für arabischen muslimischen Laien ist der Inhalt des Korans häufig unbekannt bzw. es wird übernommen, was die Imame als koranische Lehren weitergeben.


Im Christentum:

Es verkündet eine Grundoffenbarung Gottes (Selbsthingabe Gottes) in der ganzen Schöpfung (sichtbare und unsichtbare Welt, Planung und Zweckmäßigkeit, Vielfältigkeit und Einheit), sowohl in der Natur wie in den Menschenseele, die Gottes “Bild” widerspiegelt, eine Geschichtsoffenbarung im Verlauf der gottgelenkten Ereignisse der Welt (Geschichte als Entwicklung und als Vorbereitung für das Reich Gottes und geistige Mensch), und eine heilsgeschichtliche Offenbarung in dem Christusdrama, dessen Einzelakte die Inkarnation (Fleischwerdung), der Opfertod und die Auferstehung Christi bilden. Die Offenbarung geht weiter im Menschen und in der Welt in die Zukunft hinein durch den Heiligen Geist. Gott offenbart sich durch sein Handeln in der Geschichte. In Jesus Christus offenbart sich Gott selbst; in ihm kommt Gott zur Welt und versöhnt sich mit der Welt (Menschen). Jesus ist der Logos, d. h. Gottes letztes und eigentliches Wort (Hebräer 1, 1; Joh.1. Das Neue Testament (Bibel) ist inspiriertes Zeugnis der Selbst-Offenbahrung Gottes. Im Neuen Testament findet eine milde Belehrung statt.


Sünde

Im Islam:

“Keiner trägt die Last eines anderen” (Sure 6,164). Es gibt keinen Sündenfall des Menschen. Der Mensch steht in Gefahr aufgrund seiner Schwachheit, Fehlentscheidungen zu treffen, die durch der “Rechtsweisung” des Korans vermieden werden. Erlösung von der Sünde ist nicht notwendig. Die größte  Sünde ist der Polytheismus.


Im Christentum:

Jeder trägt die Last des anderen. Durch die Versuchung des Menschen “wie Gott zu sein”, wurde der Mensch von der Gemeinschaft Gottes ausgeschlossen (Sündenfall Adams); dabei hat der Mensch die Selbstverantwortung erkämpft, das Ich wurde geboren… Jesus (der 2. Adam) erlöst die Menschen und versöhnt sie mit Gott. Die größte Sünde ist, sich von Gott abzuwenden.

Beziehung zu Gott

Im Islam:

Es herrscht die totale Trennung von Mensch und Gott. Beziehung zu Gott, dem Allmächtigen bedeutet Unterwerfung (Islam), Hingabe, bedingungslose Auslieferung. Es gibt keine Gemeinschaft mit Gott. Zwischen Gott und dem Menschen gibt es keine Beziehung der Liebe oder Partnerschaft. Es herrscht die reine Transzendenz Gottes.


Im Christentum:

Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott. Beziehung zu Gott bedeutet Vertrauen (Glaube). Die Menschen sind Kinder Gottes. Die Beziehung ist ein Prozess des Begreifens und Ergriffenwerdens (Epheser 3,17-18). Gott liebt die Menschen, und es ist das höchste Gebot, Gott zu lieben. Im Christentum werden Immanenz und Transzendenz durchlässig.

Beziehung zu anderen Menschen

Mit dem Christentum erfolgte eine  moralische Wendung in der Menschheit mit der Botschaft der unzertrennbaren Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. „Es gibt kein Leid in der Welt, das uns gar nicht angeht“ (Metz). Für in der christlich-abendländischen Kultur aufgewachsene Menschen ist es schwer vorstellbar, dass Nächstenliebe als Wert nicht in jeder Religion enthalten ist. Dem Koran ist der Begriff der Nächstenliebe fremd. Es gibt nur die Solidarität mit Moslembrüdern und –Schwestern. Feindesliebe ist im Islam undenkbar. Ist der Feind (=Ungläubiger) nicht bereit, den islamischen Glauben anzunehmen, darf er laut koranischer Lehre getötet werden. Auch nehmen westliche Menschen an, dass alle Religionen Gewalt verurteilen. Nicht so der Islam. Sein Anfang war gewaltsam, und der Koran ruft zur Gewalt auf (wenn es auch Passagen der Toleranz und der Nachsichtigkeit gibt). Die älteren Suren des Korans sind toleranter und friedlicher; die jüngeren sind intoleranter. Für die Imame sind die jüngeren Suren des Korans maßgeblich. Intoleranz wird als Zeichen von Stärke und Männlichkeit betrachtet.


In der Geschichte des Christentums ist es zu erschreckenden Auswüchsen von Gewalt gekommen. Aus diesem Grund sehen viele Menschen hier kaum einen Unterschied zu der heute wahrnehmbaren islamischen Gewalttätigkeit. Doch es gibt einen großen Unterschied: während Jesus Gewaltlosigkeit predigte, die Christen später jedoch häufig Gewalt als Mittel zur Ausweitung des Glaubens benutzten, war Mohammed selbst gewalttätig mit seinen Raubzügen im Namen des Islam, die auch die Tötung und Versklavung von Menschen beinhalteten, wenn dies dem Islam diente. Gewalt war im Islam also von Anfang an legitim. In Christentum kann man Gewalt nicht rechtfertigen mit dem Neuen Testament, und dieses ist die Maßstab!


Gebet

Im Islam:

Das Gebet ist ein rituelles Gebet (5x am Tag), überall gleich (Salat). Wichtig ist die vorschriftsmäßige Durchführung des Gebets und der Gebetshaltungen. Er kennt auch das freie Gebet (dua). Der Muezzin  ruft zum Gebet,  zum Bekenntnis. Die Moschee ist kein heiliger, geweihter Ort wie etwa der katholische Kirchenraum. In der Moschee können Versammlungen, Unterricht usw. stattfinden.


Im Christentum:

Gebet ist meist ein persönliches Gespräch mit Gott, individuell oder in der Gemeinschaft: Lob, Anbetung, Dank, Fürbitte und Bitte um Vergebung, das im Verbindung mit dem Heiligen Geist ist. Das “Vaterunser” wird in der ganzen Christenheit gebetet. Das Glockenläuten der Kirchen ruft zur Achtsamkeit auf, erinnert an die Gegenwart des Heiligen Geistes und verkündet zu bestimmten Zeiten den Beginn des Gottesdienstes.


Kunst

Die islamische Kunst negiert die Tiefe, bleibt beim Halbrelief und füllt die ganze Fläche aus aus Angst vor der Leere: Bedürfnis nach Gewissheit und Sicherheit. In der Architektur: der “Kielbogen” strebt zwar auf, aber zieht bald wieder zur Erde hin. In der christlichen Gotik strebt man dagegen wesentlich stärker nach oben.

Lebensstil

Im Islam:

Das Leben des Muslimen wird im Alltag bis in die Einzelheiten bestimmt durch den Koran, den Vorschriften der Sunna (rechte Lehre) und die Hadith (Überlieferung über das Leben Mohammeds). Das Leben der Muslimen orientiert sich am Leben Mohammeds. Dieser war nicht nur Politiker und Prophet, sondern auch ein Krieger. Der Staat ist ein “Organismus der Religion”(Colpe) und alles ist Gottesdienst. Die Vorschrift, fünfmal am Tag zu bestimmten Zeiten zu beten, strukturiert den Tagesablauf, verstärkt einerseits die Unfreiheit des Gläubigen, andererseits ist diese Regel doch ein Ausdruck einer starken Spiritualität.


Im Christentum:

Die Christen orientieren sich am Leben Jesu.  Im Geist Gottes kann er sein Leben verantwortlich gestalten. Bei Christen ist Arbeit und Gebet (ora et labora) eines. Das Leben wird als liturgischer Akt verstanden. Der Mensch ist Mitgestalter der Schöpfung. Dadurch wird Geschichte sehr ernst genommen. Als „Mitschöpfer“ ist der Mensch auch irdisch ausgerichtet im Gegensatz zum Islam, der alles Glück und alle Erfüllung im jenseitigen Paradies sucht. Der technologische Fortschritt ist eine Konsequenz dieses christlichen Gedankens. Während der Glaube an die Inlibration Gottes im Koran jede Interpretation erschwert, erlaubt die Inkarnation Gottes in Christentum mehr Spielraum für den Menschen.


Politik

Im Islam:

Für den Islam ist Gottes Wille und Gesetz unveränderlich und nicht dem Wandel historischer Bedingungen unterworfen. Vorherbestimmung, Soziale Tradition, Religion und soziales Gesetz sind natürliches Gesetz. An der Spitze des Gemeinwesens stehen der Prophet und das Recht Gottes.  Gott ist der einzige Gesetzgeber. Die Menschen können nur das göttliche Recht auslegen. Der Staat ist ein “Organismus der Religion” (Colpe) und alles ist Gottesdienst. Der Islam (politische Religion) kennt nicht die Trennung  (Staat und Kirche) von Lebenssphären  wie in Westen: die spirituelle, die soziale, die politische und die wirtschaftliche. Der Islam versteht sich als Korpus und definiert sich über Kultur und in der kulturellen Abgrenzung in der Sunna, während der Westen sich über die Individualität in der Offenheit der Selbstbestimmung definiert. Ein demokratisches Beratungsprinzip kann man aber von der Sure 42,38 ableiten: “Ihre Angelegenheiten sind in Beratungen untereinander zu erledigen”.


Im Christentum:

Kirche definiert sich als eine Art in der Welt zu sein, als Verbindungsglied zwischen den verschiedenen Arten des gesellschaftlichen Aufbaus. “Ihre Mission ist nicht politischer, ökonomischer oder sozialer, sondern religiöser Natur”. Gaudium et Spes. Die Christen haben auch eine andere Auffassung von Geschichte. Für Christen ist der Wandlungsprozess aufgrund der Fleischwerdung und Geschichtswerdung des Logos (Gott) und Lernweg in der Geschichte offen. Der Heilige Geist ist Gottes Fluss in Geschichte und Natur. Positive Gesetze ermöglichen eher das Wandeln. Im Geist Gottes kann der Mensch sein Leben verantwortlich gestalten.  Gott wirkt und handelt in und durch den Menschen. Dem schöpferischen Ich im Christentum entspricht das intellektuelle Es im Arabismus. Die Gewissensfreiheit des einzelnen gegenüber jedem, auch kirchlicher Autorität gegenüber wurde schon bei Hl. Augustinus als letzte Instanz des Glaubens angesehen. Das kennt der Islam nicht, auch deswegen kennt er keine Trennung vom Staat und Kirche. Der moderne laizistische Staat in Europa gründet auf der christlichen Zwei-Reiche-Lehre. „Gebt Gott was Gottes ist und dem Kaiser was des Kaisers ist“. Religion kann aber nicht nur als Privatsache gesehen werden. Das Wertesystem des Islam ist aber, nach liberalem muslimischem Denken, in der nomadischen Clangesellschaft eingeschlossen. Eine individualistische Kultur der persönlichen Verantwortung steht einer Schamkultur gegenüber. So bezieht sich im Westen  Respekt auf eine individuelle Leistung einer Person. In der nomadischen Gesellschaft bezieht sich Respekt auf ihre Religion und Gruppe. Scham ist nicht individuell, sondern entsteht durch ein „Versagen“ gegenüber der Gruppe. Man verliert das Gesicht, weil  man der Gruppe Schande bereitet hat.


In früheren Jahrhunderten hat sich auch die Kirche in weltliche Dinge zu sehr eingemischt. Staat und Kirche waren damals sehr stark miteinander verbunden. Beide Religionen sind patriarchalisch organisiert.


Widerspruch zwischen Islam  und westlicher demokratischer Auffassung


In der Theokratie ist an der Spitze des Gemeinwesens kein König, sondern Mohammed und das Recht Gottes. Der Staat ist ein “Organismus der Religion“. Gott ist der einzige Gesetzgeber. Die Menschen können nur das göttliche Recht auslegen. Demokratische Elemente sind möglich: “Ihre Angelegenheiten sind in Beratungen untereinander zu erledigen” (Sure 42,38). Die harigiten (Charidschiten), frühere Anhänger von Ali behaupten: “Jeder gerechte und fromme Gläubige kann Kalif werden”. Hier gründet die “Dritte Universaltheorie” Kaddafis (islamische Basisdemokratie).


Der Islamismus verlangt die Islamisierung von Staat und Gesellschaft, er meint, der “bessere Weg”, die bessere Alternative zu westlichen Demokratien und politischen Systemen des Ostens zu sein, da Fortschritt die Probleme nicht gelöst hat. Wir müssen aber zueinander finden. Wenn Religion zur Ideologie wird, kann man mit den Heiligen Büchern das Gegenteilige beweisen und das Wort Gottes in Widerspruch bringen, sei es in der Bibel oder im Koran. Der Koran sagt einerseits in der Sure 2,257 “es gibt keinen Zwang im Glauben”, andererseits gibt es die Todesstrafe für Abtrünnige in der Sure 4,91.


Dies ist ein ungleicher Kampf, weil in unserer säkularen Gesellschaft Religion als Privatsache betrachtet wird und für Moslems Gesellschaft und Glaube eins sind. Gleichgültigkeit auf der einen Seite und aktive Intoleranz auf der anderen fördern Reaktionäre im Westen. Es gibt keinen selbstkritischen Dialog,  man sollte von einem “Entweder-Oder” zum “Sowohl-als-auch” kommen. Die Wahrheit bzw. Gott ist zu groß, um nur in einer Religion oder einer Kultur  enthalten zu sein bzw. gefangen gehalten zu werden. Die Spuren Gottes sind überall zu finden. Es ist eine schon alte Erkenntnis: Wenn ich die Wahrheit besitze, werden die anderen zu Lügnern. Wenn ich meine Wahrheit als Teil der Wahrheit an sich betrachte, dann werden die anderen zu Brüdern und Schwestern. Wenn der Islam sich nicht von sich aus öffnet, wird er das tun müssen durch eine Revolution der Frauen. In Westen kann nicht nur der Glaube an die Wirtschaft und an die Macht des Stärkeren bestimmend sein. Es gibt auch ethische Forderungen des Islam im Koran (als Offenbarung Gottes), die zu  Aggression oder Missdeutungen führen können:


– Gesetz der Vergeltung: Dieses Gesetz wurde früher geschaffen, um der primitiven Privatrache entgegen zu wirken, damit nicht nur das Recht des Stärkeren Geltung hat und um mehr Rechtssicherheit und Gleichheit zu schaffen. Die Gesetze müssen mit der Entwicklung des Menschen Schritt halten.


– Diskriminierung der Frau: Der Mann wird gegenüber Frauen und Kindern bevorzugt. Auch die  erlaubte Polygamie des Mannes diskriminiert die Frau. Die Männer haben in den Familien die alleinige Verantwortung. Frauen dürfen nur reden oder sich in der Öffentlichkeit zeigen, wenn es ihnen die Männer erlauben.


– Der Heilige Krieg  und die Stellung derer, die in der Verteidigung des Islams sterben und als Märtyrer gleich die besten Plätze im Paradies belegen.


– Das theokratische Verständnis von Staat: Auch die Scharia (= islamisches Recht) ist mit der Rechtsauffassung des westlichen Welt unvereinbar, weil im Westen Kulturrecht nicht über Menschenrecht gestellt werden kann. 1997 wurden In Saudi-Arabien 200 Menschen hingerichtet, weil sie vom Islam zu einer anderen Religion übertreten waren. Mord kann mit Tod vergolten werden (2,173); Ehebruch mit Auspeitschung oder Tod durch Steinigung (34,2), Diebstahl durch Handabhacken (5,42) oder Auspeitschung (2,116; 5,92).

–          Die Intoleranz bei Mischehen mit Christen.

Obwohl die Türkei sich dem Westen einerseits annähern möchte (keine islamische Verfassung – Scharia), gibt es dort noch keine Religionsfreiheit, dort gibt es, z. B. nur 2 katholische Kirchen im Botschaftsgelände des Vatikans und Italiens, und ein einziger Priester ist für die Türkei zugelassen, obwohl jedes Jahr Hunderte von Imamen zur Betreuung der Moscheen in Deutschland kommen dürfen. Nach dem Gesetz wird christliches Missionieren mit 3 Jahren Haft bestraft (vgl. FAZ, 30.12.97). Atatürk hat aber die Türkei auf den Weg zur Moderne gebracht.


Der Islam erkennt keine Gegenseitigkeit in den Beziehungen zu Christen und Angehörigen anderer Religionen an. Rechte werden einseitig für sich selbst beansprucht, aber Christen oder Andersgläubigen nicht gewährt.


Die Muslime können, dazu beitragen, dass mit der Zeit diese große Kultur offener wird und das Individuum einen höheren Stellenwert bekommt. Der Westen muss vom Islam die Solidarität lernen, das „Wir“. Dadurch kann es zu einer weiteren Entwicklung kommen. Dichter, Frauen und Philosophen sollten im Islam mehr gehört werden. Das kann gesellschaftlich durch eine Art von Säkularisation, Mäßigung der Religion gegenüber den Menschen, liberalem Geist und Wertschätzung der Individualität geschehen.


Der Dialog zwischen christlicher und islamischer Welt gestaltet sich schwer, weil beide einen Absolutheitsanspruch erheben und der Islam die Weltherrschaft anstrebt. Für den Islam ist das Christentum nicht eine andere Religion, sondern dis falsche. Muslime unterstellen Christen, dass sie die Bibel verfälscht haben und Christen/Juden behaupten, dass die Muslime falsch abgeschrieben haben. Mohammed (vgl. Sure 4,171, Sure 5,116) kannte nicht die orthodox-authentisch-christliche Trinitätslehre und ging von einer häretischen Position aus, die im arabischen Raum herrschte, bei der Maria als Göttin angesehen wurde und die Lehre des Heiligen Geistes missverstanden wurde. Wilhelm Maas fragt sich: wie hätte sich Mohammed verhalten, wenn er die authentische Lehre des Christentums vor Augen gehabt hätte?


Der Dialog ist möglich auf der Basis des Monotheismus (Sure 4) und der Diakonie (Dienst am Mensch, Sure 5,48).  S. H. Nasr  erwähnt, dass sich jede Religion auf der Erde als die Abspiegelung eines Archetyps manifestiert. Dieser wird sicher von der Kultur tief geprägt, die ihrerseits von Landschaft und Wetter bestimmt wird. Die Kultur in ihrer anthropologischen und soziologischen Entwicklung schafft sich ein Bild von Gott, das seinerseits das Ich bestimmt. Der Gottesbegriff  im Islam wird mehr gesehen als der Eine, der Wille und die Kraft, die fern vom Menschen sind (entsprechend dem Vatergott – die letzte Dimension der Wirklichkeit – im Christentum) und somit wird der Mensch zum Gottesanbeter (Homo religiosus) reduziert. Im Christentum bleiben der Homo faber, der Homo politicus und der Homo religiosus unabhängig voneinander entsprechend der Vision eines Gottes in der Trinität, wie es der Heilige Augustinus ausdrückt: “Gottvater ist der Wille und die Kraft der Gottheit, Gottsohn ist das Wort, der Intellekt des göttlichen Wesens, der Heilige Geist aber ist die Liebe, das Leben, das Universum, die Weltseele”. Wenn wir ein wenig mehr von Geographie und Geschichte wüssten, würden wir mehr Verständnis für die anderen und für die eigene Unzulänglichkeit haben. Gott ist nicht islamisch oder christlich, so wie der Mensch es nicht sein braucht, um heilig zu sein. Gott ist mehr als Gott, mehr als Allah, und der Mensch gibt sein Menschsein und seine Würde auf, wenn er sich auf das Dasein eines konkreten Gläubigen reduzieren lässt.  Der religiöse Mensch braucht mehr Spiritualität und weniger Religion (spirituelle Tradition).


Die muslimischen Migranten werden zu einer Hypothek für die Zukunft Europas, da der Islam noch in Gegensatz zu den anderen Religionen eine politische Religion ist und die Menschen nicht nur religiös bindet sondern ganzheitlich. Scharia (islamisches Gesetz)  und säkulares  Grundgesetz sind ein Widerspruch an sich.  Wenn sie dem Grundgesetz folgen statt der Scharia, dann werden sie zu Apostaten im Bewusstsein der Rechtgläubigen. Dieses Problem wurde in der Geschichte nicht wahrgenommen, solange die Moslems in den jeweiligen Gesellschaften nicht Mehrheit wurden. Wenn das geschieht, tauchen gleich separatistische Bewegungen auf und es entstehen  Unabhängigkeitskämpfe, weil die Religion die Heimat ist und somit stärker als die Nation und die Scharia Bestandteil der Religion ist. Selbst Bassan Tibi sagt:“ In den Augen der Muslime besteht die Menschheit aus Kollektiven (das Idealkollektiv der Muslime und die die Kollektive der anderen als Feinde).“  Die Welt wird eingeteilt in „dar-el-islam“ Land des Islam oder „dar-el-arb“ (Land des Krieges).


Der Mensch ist der Religion überliefert, und als Individuum hat er kein Recht, sich mit positiven Rechten institutionell abzusichern, da es das Individuum als autonome Größe nicht gibt und es sich nur definiert durch die Gruppe. Diese kollektivistische Daseinsform, wo das Individuum nur im Gefüge der Gruppe eine Berechtigung hat, blendet bestimmte politische Kräfte aus, man wird dem Individuum aber nicht gerecht.


Selbstverständnis


Der Islam versteht sich als Korpus und definiert sich in der kulturellen Abgrenzung in der Sunna (Gemeinschaft). Im Christentum, definiert sich Kirche als eine Art in der Welt zu sein, als Verbindungsglied zwischen den verschiedenen Arten des gesellschaftlichen Aufbaus. In diesem Selbstverständnis und im Konzept über Gott widerspiegeln sich verschiedene Anthropologien und Soziologien, d. h. verschiedene Arten des Seins bzw. des Daseins und der Gesellschaftsformen.

Bei dieser Darstellung des Islam bezog bzw. beziehe ich mich auf die derzeitige Hauptströmung des Islam, die traditionell ist.  Aleviten und eine bestimmte Richtung von Sufis sind darin nicht erfasst. Aleviten sehen im Koran, so wie er weitergegeben wurde, eine Verfälschung der Offenbarung. Sie werden von daher von traditionellen Moslems nicht als Moslems anerkannt. Aleviten und Sufis sind islamische Mystiker.



GEMEINSAMKEITEN VON ISLAM UND CHRISTENTUM

Islam wie Christentum begreifen sich als globale Religionen und fühlen sich nicht nur für ein Volk, sondern für die ganze Menschheit berufen (d. h. “katholisch“ = allumfassend zu sein).  Beide stammen von Abraham ab (Gen 21). Abraham ist auch der Stammvater des Judentums in seinem Sohn Isaak, des Islam im Sohn Ismael und des Christentums in der Begegnung Abrahams mit den drei “Engel” (Trinität). Gemeinsam: Glaube an einen Gott, an die Wiederauferstehung, an den Jüngsten Tag, an die Offenbarung Gottes…


Es gibt eine Entsprechung zwischen der Jungfrau Maria (Tabula Rasa, Unbeflecktheit) im Christentum  und der Tabula Rasa Mohammeds (soll Analphabet gewesen sein – unbefleckt). Beide bekommen durch das unbefleckte Ohr den göttlichen Logos. “Im christlichen Sinne ist der Logos Mensch (Jesus-Christus) geworden, im islamischen Sinne ist er Buch (Koran) geworden. Dem Christentum ist der “inkarnierte Gotteswort” (= Jesus Christus als fleischgewordener Gott) zu eigen, dem Islam das inlibrierte Gotteswort” (der Koran ist das Buch gewordene Gotteswort). Die Anhänger des Koran heißen nicht Mohammedaner, sondern Muslime, weil der Mittelpunkt Gott ist, das gleiche gilt für die Anhänger des Evangeliums, die nicht Jesuaner (von Jesus), sondern Christen heißen, weil sein Leben sich auf das Göttliche (Christus) ausrichtet.


Die neuzeitliche Kultur konnte nur durch die Betonung  des Rationalismus und des Intellekts entstehen, der über die Araber im Zusammenwirken mit der christlichen Sicht der Seele im Abendland entstand. Der Arabismus förderte unser modernes mathematisch-naturwissenschaftliches (abstrakt-mechanistisches, begriffsmäßiges) Denken, eine nüchterne, materialistische Betrachtung, in der die Phantasie keinen Platz für  den Glauben übrig lässt: Vgl. die Akademie von Gondischapur, gegründet um 350 in Persien und ihr Einfluss auf den Moslem Averroes, der seinerseits die abendländisch-scholastische Theologie beeinflusste.


“Außer Allah nur Namen” (Sure 12,40): Nominalismus (Denkform der modernen Naturwissenschaft: Begriffe sind nur Namen ohne dahinter stehende Wirklichkeit).


Religiöse Ideen müssen im Zusammenhang mit der gelebten Wirklichkeit der jeweiligen Gesellschaften wahrgenommen werden und dem Wettbewerb der Entwicklung des Menschen in den verschiedenen Kulturen offen stehen.  Maßgebend für die Entwicklung einer Kultur sind ihre Visionen über Gott und konsequenterweise über den Menschen (als gelebte Wirklichkeit) in ihren Bilder (Mythen). Für das Selbstverständnis und die Entwicklung des Westens sind die Mythen von Adam und Eva entscheidend, wo durch den Ungehorsamkeit gegenüber Gott die Entwicklung der Spezies Mensch zu Individuen (Personen) durch die Wachheit der Frau ermöglicht wurde, parallel dazu der Mythos von Prometheus, der Mensch als Ebenbild Gottes im Judentum und als Gottessohn und Gott im Christentum und einer Art Weltformel in der Trinität, wo der Widerspruch zwischen Monotheismus und Polytheismus, zwischen Geist und Materie, Individuum und Gesellschaft aufgegeben werden.


Was den Menschen zur Entwicklung gebracht hat, war sein Ungehorsam gegenüber Gott ohne jedoch die Trennung zu vollziehen. Im Moment ist eher die Trennung ersichtlich und somit die Krisis unserer Kultur (Kultur kommt von Kult), der Mensch wird geopfert und verwaist.


Eine weitere Gemeinsamkeit von Islam und moderner westlicher Welt: während der Islam den Menschen als reines Objekt sieht und als reinen „Diener Gottes“ entseelt, versklavt der Westen seinerseits den Menschen zu einem reinen Objekt als Diener der Dinge, der Wirtschaft.


Ein neuer Humanismus tut Not, eine neue Ära, wo Vernunft und Glaube zu Momenten des gleichen Prozesses werden gegen Untergang und Obskurantismus, eine Ära des Ungehorsams gegenüber der Religion wie in der Vergangenheit der Ungehorsam gegenüber Gott, aber ohne die Trennung zu vollziehen, damit Utopien und Hoffnungen weiterhin ihren Ort in der Welt finden.


In der Gegenwart verkommt der Dialog zwischen Christentum (Westen) und Islam zur Schummelei gut gemeinter Menschen und Institutionen. Unterschiede können aber eine Gelegenheit für Selbstentfaltung und zur Selbsterkenntnis werden, so dass man  feststellen kann, dass das, was uns trennt die eigene Angst ist und die Einseitigkeit, in der Gott/Allah und Gottesoffenbarungen als Mittel zum Zweck benutzt werden.



António da Cunha Duarte Justo, Theologe und Pädagoge, Ethik / Islam(1999)



REVOLUÇÃO DO 25 DE ABRIL: UMA HISTÓRIA MAL CONTADA


O Povo Português não gera Revoluções

António Justo

As revoluções portuguesas são comoa ponte de Lisboa. Antes do golpe de estado chamava-se “Ponte Salazar” depois passou a chamar-se“Ponte 25 de Abril”. Apenas mudam a fachada e a lata. O povo, tal como o rio Tejo, cansado de inúmeras voltas e de tantos despejos, sempre pacífico e adaptado, tem permanecido igual a si mesmo, ao longo da História: vagaroso mas internacional(1).


De época para época, alguns insatisfeitos do sistema, os filhos dos senhores do regime, provocam um golpe de estado, apoderam-se dele e mudam-lhe o nome. Povo e golpistas conhecem-se de ginjeira: aquilo a que dão o nome de revoluções, pouco mais se trata do que da troca de nomes, dum acerto de contas e de acomodação à história dos vizinhos; o mérito do acontecimento está em dar ocasião à necessidade do povo festejar e aplaudir ou, quando muito, resolver alguns deveres de casa esquecidos. Os actores sabem que a injustiça não é boa mas a justiça seria incómoda. Optam então pela vida dos dos “brandos costumes” sem a preocupação de fazer justiça.


Arranjam um nome monstro para justificarem as suas acções e branquearem as suas intenções. No caso do 25 de Abril, um grupo de cretinos (2) aplicou ao regime autoritário de Salazar o nome explosivo de fascismo, metendo-o (internacionalizando-o) assim no mesmo rol de Franco, Mussolini, Hitler e Pinochet. Então, a nação inteira passou a dar-se conta do monstro e resolveu dar caça ao fantasma. Este vai recebendo cada vez mais atributos até que passa de lobo a Minotauro. A partir deste momento o povo perde a ideia passando a viver do medo do labirinto. Entretanto vão surgindo alguns lobitos e o povo vai distraindo o medo no “Jogo ao Lobo”!


O país da Europa com as maiores desigualdades sociais entretém-se em argumentações opiniosas deixando as coisas importantes para os nomes engordados em nome das classes desfavorecidas. Já habituado à humilhação e à atitude governativa arrogante e distante, o povo servil, filho da “revolução da liberdade” até aceita a censura em nome da democracia. O estado português já há séculos não tem povo, chega-lhe a população. A população já há séculos que abdicou de o pretender ser, contentando-se em viver na sombra da Face Oculta do Estado. Deixou o palco da nação aos dançarinos do poder!


O 25 de Abril passou – A Revolução está por fazer

Golpistas abusam do Nome Revolução

Com o golpe de estado de Abril, o regime autoritário é acabado no meio da guerra colonial. O povo português, o que quer é esquecer a guerra e os políticos o que querem é a confusão para se poderem organizar e não terem de assumir responsabilidade pela traição dos interesses da nação, dos retornados e do povo nativo. Segundo o reconhecido historiador José Saraiva, o abandono das províncias ultramarinas constituiu “a página mais negra da História de Portugal”. Disto não se fala; reduz-se a história a folclore e a governação ao jogo do rato e do gato…


O 25 de Abril assenta em pés de barro. Fez um golpe de Estado e deu-lhe o nome de revolução. Os seus actores não pensavam em revolução. Foram surpreendidos pelos acontecimentos que eles próprios provocaram e alguns, entre eles, (especialmente Otelo S. de Carvalho) serviram-se do comunismo/socialismo para legitimarem e darem uma projecção histórica ao movimento dos oficiais descontentes. O 25 de Abril foi um golpe de Estado que surgiu de motivos pessoais e antipatrióticos de alguns, mas nunca uma revolução. O novo regime começou mal e com actos inglórios tal como acontecera na implantação da república. Mas disto não deve rezar a História, o povo precisa de festa e os governantes de distarcção. Não importa viver, interessa é ir-se vivendo!


O programa MFA (Movimento das Forças Armadas) pretendia Democracia, Descolonização e Desenvolvimento. Os primeiros dois anos foram uma confusão maluca. Tudo era facho e qualquer jovem adolescente se armava em guarda de comícios, por vezes até de metralhadora na mão. Recordo que quem tinha um emprego bom, ou uma casa digna, logo era apelidado de “facho”, pelo povo gozador, num misto de atmosfera de inveja e admiração. Depois com a nova constituição tudo ficou camarada e irmão: camarada de facho na mão!


Os partidos, sem mérito, passam a viver do prazer de terem organizado as suas fileiras. Desfavorecem a politização do povo para fomentarem o partidarismo e um discurso público dirigido à conservação do poder.


Entretanto, o povo sente-se humilhado e deprimido; o seu sentimento de identidade definha, sendo compensado apenas no sentimento duma grandeza promissora dos irmãos da lusofonia e da madrasta União Europeia. O sentimento de identidade nacional baseado no cristianismo, na cultura nacional e na ideia das grandezas dos descobrimentos não agradam às novas elites internacionalistas. A má experiência do povo com a própria elite, sem sentimento de nação nem de povo, leva-o a sentir-se apenas como inquilino anónimo de alguns senhores da praça pública, dos canonizados da democracia. Sente-se filho de pai incógnito!


Portugal continua preso numa mentalidade de arrendatário de ideologias e senhorios mercenários que o povo tem de acatar para ir vivendo! Portugal, apesar de golpes de estado e de pseudo-revoluções, continua a sofrer na pele a experiência de outrora: a experiência dos ingleses senhores das quintas do vinho do porto que viviam na Inglaterra e tinham em Portugal os seus feitores portugueses a cuidar dos seus interesses. O Estado português tornou-se numa feitoria de alguns mercenários. Daqui vem a sabedoria portuguesa que, muitas vezes, diz: “ isto é para inglês ver”.


As nossas elites intelectuais não são em nada inferiores às europeias. O problema está no seu individualismo e na sua falta de consciência de povo, e de espírito colectivo! As elites políticas vivem do nome, interessando-se, a nível de país, apenas por terem Lisboa, como sala de visitas de Portugal onde elas podem receber vaidosamente os amigos. Colaboram com um internacionalismo interessado em destruir as nações para depois poderem surgir como salvadores e implantar um governo mundial de burocratas e tecnocratas contra os biótopos nacionais.

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O povo, antigamente, sofria sob a bandeira do trono e do altar; hoje sofre sob a lama das massas a toque de caixa partidária que segue o ritmo das multinacionais.


A grande diferença: Hoje o povo não se pode queixar, porque os seus opressores vêm do seu meio e parte deles são eleitos democraticamente.



Já Ovídeo escrevia nas Metamorfoses: “O destino conduz os de boa vontade e arrasta os de má vontade”. Com a celebração do 35° aniversário do golpe, já seria tempo de Portugal ir à cata dos de boa vontade!…


O aniversário do golpe de estado poderá deixar de ser um pretexto para se tornar numa oportunidade. Urge descobrir a nação e ter a vontade de se assumir como povo. O grande povo e a nação valente que “deu novos mundos ao mundo” tem-se manifestado incapaz de se descobrir a si.


Um Estado é como uma planta. Se adoece, os parasitas cobrem-na facilmente. O país tem-se modernizado; não tem inimigos nem ódios mas encontra-se apático e doente. Depois do golpe de Estado, o fanatismo republicano e o oportunismo continua a tradição da “apagada e vil tristeza” dum conservadorismo míope e dum progressismo cego! Os cães de guarda do Estado contentam-se em morder e em ladrar alto e o rebanho atemorizado lá se vai movendo no respeito à própria lã que vê nos dentes deles!


Acabe-se com o louvor do golpe e dos golpistas. Não notaram ainda que a revolução se encontra, desde há séculos, por fazer! Para nos levarmos a sério teremos de descobrir primeiro o povo e a nação. Então seremos capazes de enfrentar as desgraças históricas, sejam elas progressistas ou conservadoras. Há que aceitá-las, para nos podermos mudar e assim mudar o rumo português para o bem-estar de todos, nacionais e estrangeiros. Para isso precisam-se mulheres e homens adultos! “O povo unido jamais será vencido”, cantam as sereias, na certeza de que ele se embala na música e não se descubre como povo! Não vale a pena o queixume. Quem se queixa é pobre ou não pode! Trata-se de mudar mudando-se! A nação precisa de todos.


António da Cunha Duarte Justo


(1) Salvaguardem-se as diferenças regionais da população. Esta é muito diferenciada e rica, tal como os seus rios e a sua paisagem!

Páscoa em mim, Páscoa na Natureza

PÁSCOA, BOM-DIA!

A manhã já brilha
É dia na criação
A luz sai da gruta
É ressurreição

O brilho rasga a noite
Da janela do meu ser
A angústia se esvai
Acaba o escurecer

O dia dança agora
Na voz do passarinho
O silêncio acorda em mim
É Primavera a caminho

Bom-dia Manhã eterna
Eterno amanhecer
Bom-dia consciência eterna
Eterno acontecer

António da Cunha Duarte Justo

Páscoa de 2010-04-04